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FSFE Newsletter - August 2010

Im Fokus dieser Ausgabe steht Freie Software im öffentlichen Sektor: auf nationaler Ebene innerhalb des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, in der italienischen Region Bozen und in der österreichischen Stadt Linz. Wir stellen eine neue Definition und eine Merkhilfe für Offene Standards vor und laden Sie dazu ein, an demnächst stattfindenden regionalen Veranstaltungen zu Freier Software teilzunehmen.

Des Weiteren haben im Juli Maëlle Costa und Sam Tuke ihre Praktika begonnen. Răzvan Sandu fertigte eine Niederschrift der Rede von Richard Stallman auf der eLiberatica-Konferenz an, Maëlle erstellte eine gegliederte Ausgabe für das Internet, und unser aktiver Übersetzer Stelios Stavroulakis übersetzte sie ins Griechische. Matthias Kirschner gab das erste einer neuen Serie von Radio-Interviews für den öffentlichen Radiosender "Dradio Wissen", die jeweils am 4. Montag eines Monats gesendet werden.

Europa erlebt gerade, wie eine stetig wachsende Anzahl öffentlicher Verwaltungen die Migration hin zu Freier Software erwägen. Die öffentliche Verwaltung stellt in jedem EU-Land den größten Käufer von Software dar und ist ein kritisch wichtiger Wachstumsbereich für Freie Software. Eine stärkere Verwendung von Freier Software im öffentlichen Sektor bedeutet, dass mehr Geld in die Entwicklung und in den Einsatz von Freier Software investiert wird, was letztendlich eine gesteigerte Qualität und Quantität von Freie-Software-Programmen bewirkt.

Im Juni hat die Regierung von Malta alle ihre Behörden angewiesen, in Zukunft bei allen Käufen Freie Software zu bevorzugen. In ihrer Anweisung nahmen sie direkten Bezug auf die Definition Freier Software der FSF.

Geld sparen mit Freier Software im Vereinigten Königreich

Im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland hat das Finanzministerium 600.000 Beschäftigte der Regierung gefragt, wie man mehr Geld einsparen könne. Sie erhielten 60.000 Ideen zurück, die nach einer Bearbeitung zu einer Liste von 31 Vorschlägen führten. Zwei dieser Vorschläge beziehen sich auf Freie Software. Sie beinhalten die Kündigung des Vertrags der Regierung mit Microsoft über die Ausrüstung von Regierungsbehörden, um ihre Produkte durch Freie Software, inklusive GNU/Linux und OpenOffice, zu ersetzen. Unter den unterstützenden Argumenten für den Wechsel waren geringere Kosten, verbesserte Sicherheit und die Gelegenheit "ein diverseres Spektrum der IT-Industrie als ein einziges Unternehmen" zu erzeugen.

Öffentliche Ausschreibung: Bozen überdenkt Handel mit Microsoft

Im öffentlichen Sektor von Italien wurden diesen Monat ebenfalls Fortschritte erzielt, als die Regionalregierung von Bozen der Aufforderung der FSFE nachkam, einen früher in diesem Jahr geschmiedeten Plan erneut zur Diskussion zu stellen, der eine Erneuerung und Erweiterung ihrer Lizenzen von Microsoft vorsah. Am 25. Mai hatten italienische Politiker ihre Zustimmung erteilt, im Laufe der nächsten drei Jahre 2,2 Millionen EUR für Verträge mit Microsoft Irland auszugeben und die Anzahl der gekauften Lizenzen zu erhöhen. Diese Entscheidung fiel ohne eine öffentliche Ausschreibung, was es konkurrierenden Anbietern unmöglich machte, eigene Angebote zu erstellen.

Wir forderten die Regionalregierung auf, ihre Entscheidung zu überdenken und ein Dialogangebot anzunehmen, das ihnen von Freie-Software-Experten der GNU/Linux User Group Bolzano (LUGBZ) gemacht wurde. Die Regionalregierung hat jetzt das Angebot der LUGBZ angenommen, und das erste Treffen ist für Anfang August geplant. Ebenfalls anwesend werden Repräsentaten des TIS Free Software Center und der Freien Universität Bozen sein.

Linz - Region für Freie Software

In der österreichischen Stadt Linz ist Freie Software bereits die Regel, und es wird gerade ein neues System ausgearbeitet, um ihr den Titel "Freie-Software-Region" zu verleihen. Die Stadträte von Linz erkennen die soziale Bedeutung Freier Software an und initiieren aus diesem Grund gerade ein viel weitreichenderes Programm zur Benutzung und Förderung von Freier Software. Regierungsbeamte haben 7 Hauptmerkmale festgelegt, die ein Gebiet erfüllen muss, um den Titel Freie-Software-Region zu verdienen. Unter ihnen: allgemeine Unterstützung Freier Software im öffentlichen Sektor, regelmäßige Freie-Software-Veranstaltungen zusammen mit regionalen Unternehmen und Benutzergruppen, Verwendung von Freier Software in Universitäten, Schulen und anderen Ausbildungseinrichtungen, sowie die Empfehlung, dass öffentliche Verwaltungen und Organisationen mit Freie-Software-Organisationen zusammenarbeiten oder in ihnen Mitglied werden sollten.

Offene Standards auf der politischen Tagesordnung in Deutschland

Neben den Fortschritten von Freier Software im öffentlichen Sektor stehen Offene Standards weiterhin auf der politischen Tagesordnung. Im Juni forderte der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere Offene Standards für alle öffentlichen IT-Systeme und unterstützte damit die seit langem bestehenden Forderungen der FSFE. Cornelia Rogall-Grothe, beamtete Staatssekretärin des Ministers und Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik, erklärte seine Position weiter in einem Interview: "[die Regierung kann] nur mit Offenen Standards weitestgehend Herstellerunabhängigkeit erreichen." Sie erkannte auch an, dass "mit offenen IT-Standards ein Höchtsmaß an Interoperabilität [erreichbar sei]."

Jetzt auch auf Englisch: AEIOU-Merkhilfe zu Offenen Standards

Bei der Veröffentlichung unserer Presseerklärung übersetzte Kai Eckert unsere deutsche AEIOU-Merkhilfe zu Offenen Standards ins Englische. Wir hoffen, dass es Ihnen dabei hilft, eine klare und aussagekräftige Definition des Begriffs Offener Standard im Gedächtnis zu behalten. Die Definition verlangt, dass sich Formate und Protokolle an die folgenden Regeln halten:

Werden Sie aktiv: Helfen Sie bei regionalen Veranstaltungen

Diesen Monat hat der Präsident der FSFE Karsten Gerloff an regionalen Veranstaltungen teilgenommen, darunter RMLL Bordeaux (Frankreich) und Freie-Software-Veranstaltungen in Vitoria, San Sebastian und Bilbao im Baskenland (Spanien). Um solche Veranstaltungen zu organisieren benötigen wir örtliche Freiwillige. Helfen Sie uns, Freie Software den Menschen in ihrer Region bekannt zu machen:

Viele Grüße,
Matthias Kirschner- FSFE

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