TUX&GNU@school - Ausgabe 1
Dies ist die erste von zunächst 3 Ausgaben der Kolumne "TUX&GNU@school". Monatlich soll über ein Stück freie Lernsoftware, eine Webseite zum Thema und über eine Idee für ein sinnvolles Programm, das schulischen Zwecken dient, berichtet werden. Diesen Monat möchte ich euch KTouch [1], ein KDE-Programm zum Erlernen des Zehnfingersystems, edu.kde.org [2], die Homepage des KDE Edutainment Projektes und die Idee "1x1-Arbeitsblätter leicht erstellt" vorstellen.
GNU/Linux und freie Software im allgemeinen erobern nach den Servern nun auch immer mehr den Desktop. Bis vor kurzem fehlten ihnen allerdings noch zwei wichtige Software-Sparten, um auf dem Desktop auch bestehen zu können: Einerseits sind das erstklassige Computerspiele und andererseits die Lernsoftware. Vor etwa einem halben Jahr gründeten zwei Kollegen und ich die ALIS - Arbeitsgruppe Linux an Schulen [3], die es sich zum Ziel machte, Schulen beim Einsatz von GNU/Linux und freier Software zu helfen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In diesem Zusammenhang wurde mir bewusst, dass noch fast gar nicht über freie Lernsoftware berichtet wird und als grosser Fan der Brave GNU World [4] möchte ich von nun an monatlich (vorerst bis Mitte Juli) über freie Software und GNU/Linux an und für Schulen berichten. Je nach dem, ob diese Kolumne auf Anklang stösst und Interesse weckt, werde ich sie auch nach Juli weiterführen. In diesem Sinne wird jede Art von Feedback, Kritik, Fragen und mehr jederzeit gerne gelesen [5].
Nun aber los und gleich zum ersten Stück freie Lernsoftware.
KTouch - Zehnfingersystem einfach gelernt
Bei KTouch handelt es sich um ein Programm für KDE, dass einem beim Erlernen des Zehnfingersystems sehr hilfreich zur Seite steht. Es liegt bereits in der Version 1.0 vor und wurde letztens zusammen mit KDEedu offiziell in KDE 3.0 [6] aufgenommen. Getestet habe ich es unter Debian GNU/Linux 3.0 (testing) [7] mit KDE 2.2 und XFree86 4.1.0.
Die Oberfläche von KTouch ist im Wesentlichen in vier Abschnitte aufgeteilt (siehe auch Abbildung 1). Zuoberst befindet sich die Menüleiste, in der folgende Punkte aufgeführt sind: Datei, Option, Einstellungen und Hilfe. Gleich darunter hat es eine Statusleiste, die von links nach rechts anzeigt, auf welchem Level (Schwierigkeitsstufe) man trainiert, wieviel Anschläge pro Minute man schafft, wieviel Prozent der bisher eingegebenen Worte und Buchstaben korrekt waren, welche neuen Buchstaben im gerade laufenden Level eingeführt werden und ganz rechts aussen gibt es noch den Pause-Knopf, mit dem man eine Lektion bequem unterbrechen kann. Weiter geht es darunter mit der zweizeiligen Leiste, mit dem abzutippenden Text in der ersten und dem abgetippten Text in der zweiten Zeile. Sollte man sich mal vertippen, verfärbt sich die zweite Zeile rötlich und man erkennt sofort, dass man wohl etwas löschen sollte. Im letzten und grössten Abschitt ist ein Tastatur-Layout gezeichnet. Dieses ist schön farbig, gross und übersichtlich. Beim Vergrössern des Programmfensters passt sich dieses Layout optimal der Fenstergrösse an.
Abbildung 1: KTouch in Aktion
Unter Datei->Öffnen ist es leicht möglich, Lektionen für andere Sprachen und Tastaturen zu starten. Bereits verfügbar sind Lektionen für die Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch und Norwegisch plus einer Lektion für den Nummernblock (siehe Abbildung 2). Es ist übrigens sehr einfach neue Lektionen selber zu schreiben, diese sind nämlich in einfachen Text-Dateien abgespeichert. Es gibt dazu in der Dokumentation sogar einen eigenen Abschnitt, der dies erklärt. Weiterhin sind natürlich auch verschiedene Tastatur-Layouts unter Option->Tastatur einstellbar. Auch diese sind "nur" in Text-Dateien gespeichert und es ist so relativ einfach möglich, weitere hinzuzufügen. Allgemeine Einstellungen wie Schriftart, Farbe und Sound sind unter Option->Allgemein vorzunehmen. Einige weitere Einstellungen zum Übungsverlauf bzw. zur Schwierigkeitsstufe sind unter Option->Üben zu verwalten.
Abbildung 2: Der Nummernblock
Es ist sehr einfach, mit dem Programm das Zehnfingersystem zu erlernen, vor allem auch, weil die jeweils zu einem Finger gehörenden Tasten mit derselben Farbe hinterlegt sind. Auch diejenige Taste, die gerade betätigt werden soll, wird markiert. Was dem Programm aber meiner Meinung nach noch fehlt, ist eine Lektionsbeschreibung, die einen beim Erlernen führt und jeweils eine kurze Einführung zu den neuen Tasten und Fingern gibt. In dem vor etwa einer Woche veröffentlichten Interview mit dem Autoren von KTouch, wurde aber berichtet, dass dies eines der nächsten Punkte sein werde, an die er sich machen werde. Das Interview entstand übrigens im Zusammenhang mit der Wahl zur "Anwendung des Monat" auf KDE.de [8], dem deutschen Portal zu KDE. Weiterhin bleibt zu sagen, dass in der neusten, mit KDE 3.0 mitgelieferten Version, bereits eine Statistik-Funktion eingebaut ist, die es einem ermöglicht, detailierter auf die eigenen Übungsresultate zu achten.
Nun aber weiter zum Zuhause von KTouch.
edu.kde.org - Das KDE Edutainment Projekt
Das KDE Edutainment Projekt ist das Tor zur Welt der KDE Lernsoftware. Seit der Version 3.0 des K Desktop Environments ist KDEedu eines der Standard-Pakete. Die Homepage reiht sich nahtlos in die Reihe der <KDE-Thema>.kde.org Seiten ein. Sie ist sehr übersichtlich aufgebaut mit einer Navigationsleiste am linken Rand, welche das Ganze in 5 Abschnitte, nämlich Learn, Software, Contributed Resources, Develop und Contact, aufteilt. Dabei erkennt man auch gleich, dass die Homepage bislang durchwegs englisch ist. Gleich auf der Titelseite wird einem erklärt, dass sich KDEedu darum bemüht, freie Lernsoftware für Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 18 (und älter) zu entwickeln, die sich optimal in KDE integriert. Unterhalb sind die Neuigkeiten aufgelistet, hier meist ein Hinweis auf den allmonatlich erscheinenden Newsletter, der darüber berichtet, wie sich das Projekt und die einzelnen Programme entwickeln.
Im ersten Teil, Learn (Lernen), findet man grundsätzliche Informationen über KDE-Lernsoftware und wie sie am besten und geeignetsten erstellt wird. In einem zweiten Punkt werden Vorschläge veröffentlicht, die Programmeriern eine erste Idee zu einem neuen Stück Lernsoftware geben können. Darauf folgend werden die bisher existierenden KDE-Lernprogramme mit einer kurzen Beschreibung und einem kleinen Screenshot vorgestellt. Es werden dann auch Links zu bekannten und verwandten Seiten zum Thema aufgelistet und ein Abschnitt Todo gibt darüber Auskunft, was noch zu machen ist. Dieser ist allerdings nicht mehr ganz aktuell, da schon einiges davon umgesetzt wurde. Der letzte Punkt beinhaltet die Links zu den Newslettern, die auch gleich von dort aus abonniert werden können.
Der zweite Punkt teilt die Software in ihre Sparten auf. Und zwar Astronomie, Chemie, Spiele, Sprachen, Mathematik, Verschiedenes und In Planung. Astronomie beinhaltet das sehr umfangreiche Programm KStars, das den nächtlichen Sternenhimmel mit einigen 10'000 Objekten zeigt und auch sonst einiges an Information bietet. Zu Chemie gehört die Applikation Kalzium, eine informative und übersichtliche Darstellung des Periodensystems. KHangMan und KMessedWords sind zwei Spiele, bei denen Kinder spielerisch neue Wörter lernen können. Im Moment gibt es unter der Rubrik Sprachen noch sehr viele Programme, die sich mit einer spezifischen Sprache auseinandersetzen oder die einem helfen, Ausdrücke in einer anderen Sprache zu erlernen. Hier geht die Tendenz teilweise in Richtung Integration der einzelnen Applikationen, was sicher auch sinnvoll ist. Im zweitletzten Teil der bereits realisierten Programm geht's um mathematische Anwendungen, wie z.B. KGeo, ein Programm zur vereinfachten Darstellung und Konstruktion von geometrischen Zeichnungen. Weiter sind vorhanden: KBruch, KmPlot, KMathTool, KPercentage und KTimes. Unter Verschiedenes findet man dann noch KEduca, ein Programm zum Erstellen von kleinen Tests und KTouch, ein wohl bereits bekanntes Stück Software ;-).
Abbildung 3. KDE Edutainment
Unter Contributed Resources, was deutsch soviel heisst wie "Bereits beigetragene Hilfsmittel", findet die geneigte Haeckse erste Grafiken und Bilder von lustigen Tieren und Gegenständen. Ein KDEedu-Mitstreiter bietet sogar an, 3D-Grafiken auf Wunsch für bestimmte Zwecke zu erstellen. Es gibt dort aber auch Sounds und Geräusche, die vielleicht von Nutzen sein könnten. Die Leute von KDEedu würden sich aber sicher auch freuen, wenn noch mehr Kreatives zum bereits Existierenden hinzukommt. Man muss also nicht unbedingt programmieren können, um bei freier Software mitzuhelfen. Im letzten Teil dieses Abschnittes gibt es noch eine Download-Möglichkeit für Vokabeln-Listen, die in den jeweiligen KDEedu-Applikationen einsetzbar sind.
Im vierten und letzten grösseren Abschnitt wird gezielt auf das Entwickeln und Programmieren von freier Lernsoftware eingegangen. Es werden Themen erläutert wie der Zugriff auf CVS und wie Lernprogramme in etwa aufgebaut sein sollten. Auch für Künstlerinnen stehen hier weitere Anreize bereit. Ein Link zu der Entwickler-Homepage von KDE [9] führt den geneigten Programmierer direkt zum Zentrum der KDE-Entstehung.
Im letzten Punkt findet man noch eine detailierte Auflistung der Entwicklerinnen und Mitstreiter des Projektes mit ihren jeweiligen Aufgaben und Emailadressen. Zu den zwei verfügbaren Mailinglisten führt dann der letzte Link.
Wie man sieht, eine sehr informative Webseite. Was einfach noch fehlt, sind Übersetzungen in zahlreiche Sprachen und das nicht nur der Homepage, sondern auch der Lernprogramme. Allerdings soll dies keine negative Kritik am KDEedu Projekt sein, sondern eher ein Hinweis, dass es wohl nirgends wichtiger und vielleicht auch schwieriger ist, den Inhalt in die verschiedensten Weltsprachen zu übersetzen. Von dieser Stelle aus ein grosses Dankeschön und viel Erfolg in der Zukunft an die Entwickler und Mitstreiterinnen des KDE Edutainment Projektes.
Aber nun weiter zum letzten Punkt dieser Ausgabe.
"1x1-Arbeitsblätter leicht erstellt"
An dieser Stelle werde ich immer eine eigene oder die Idee einer Leserin vorstellen. Dabei wird es sich meist um ein Tool handeln, welches relativ leicht zu realisieren wäre und den Lehrern und Schülerinnen den Alltag erleichtern könnte. Ich werde dieses Tool jeweils möglichst umfangreich und detailiert beschreiben, und hoffe dann, dass sich ein oder mehrere Leser an die Realisierung machen und ich darüber in der jeweils nächsten Ausgabe berichten kann. In dieser Ausgabe möchte ich die Idee eines "1x1-Arbeitsblatt-Generators" vorstellen:
In der Grundschule gehört das Erlernen des Einmaleins zum Wichtigsten in der Mathematik, und die Lehrerinnen setzen dazu meist, so war es jedenfalls noch zu meiner Zeit, Aufgaben-Blätter ein. Das kleine 1x1 muss automatisiert werden und so ist es sehr wichtig, möglichst viele dieser Aufgaben zu lösen. Die eingesetzten Blätter enthalten meist Kolonnen mit 1x1-Aufgaben des kleinen Einmaleins (bis 12 mal 12).
Mit Hilfe eines kleinen Programmes oder Skriptes und (La)TeX wäre es doch sicher nicht schwer, solche Aufgabenblätter automatisch erzeugen zu lassen: Ein Zufallsgenerator erzeugt Zahlen zwischen 1 und 12, welche dann paarweise in Multiplikationsaufgaben zusammengefasst werden und mittels LaTeX blockweise und mit dem richtigen Malzeichen (Mittelpunkt) versehen ausgedruckt würden. Die Lehrperson müsste das Programm nur in der Kommandozeile ausführen und der Drucker würde dann sogleich ein vollständiges Übungsblatt ausdrucken.
Weitere Features, die hinzugefügt werden könnten, wären etwa: Ausdruck einer bestimmten Anzahl Blätter, Einfügen eines lustigen Bildchens, die Generierung von Aufgaben aus einem bestimmten Zahlenbereich, zusätzlicher Ausdruck des Lösungsblattes oder andere Operationen als die Multiplikation. Dies alles könnte man als Optionen bei der Ausführung angeben.
Nun denn, das war's von der ersten Ausgabe von TUX&GNU@school und ich hoffe, das die Lektüre dieser Kolumne interessant war. Die aktuelle und alle älteren Ausgaben sind übrigens immer unter [10] auffindbar. Bis dann und senft (d.h. kritisiert) kräftig los ...
Links:
[1] Homepage von
KTouch: http://edu.kde.org/ktouch
[2] Homepage von KDEedu:
http://edu.kde.org
[3] Homepage der ALIS:
http://www.edux.ch
[4] Homepage der
Brave-GNU-World: http://www.brave-gnu-world.org
[5] Kritik, Fragen,
Kommentare und Ideen bitte an: foxman@lugo.ch
[6] Homepages von KDE:
http://www.kde.org
[7] Homepage von Debian:
http://www.debian.org
[8] Deutsches Portal zu KDE:
http://www.kde.de
[9] Entwickler-Seite von
KDE: http://develop.kde.org
[10] Homepage
von TUX&GNU@school:
https://fsfe.org/activities/tgs/tagatschool1.de.html
Über den Autor:
Mario Fux schloss 1999 das PrimarlehrerInnenseminar in Brig ab, wonach er die mathematisch-naturwissenschaftliche Matura nachholte. Zusammen mit zwei Kollegen gründete er Ende 2001 die ALIS - Arbeitsgruppe Linux an Schulen. Mittlerweile studiert er an der ETH Zürich Informationstechnologie und Elektrotechnik wenn und er seine Zeit einmal nicht vor dem PC verbringt, sitzt er an seinem Naturteich in den Bergen.
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