TUX&GNU@school - Ausgabe 2
Die Kolumne TUX&GNU@school berichtet monatlich jeweils über ein Stück freie Lernsoftware, eine Homepage zum Thema und eine leicht umzusetzende Idee. Diesen Monat geht es um GCompris, ein GNU-Lernprogramm für jung und alt, um PingoS.schulnetz.org, die Homepage für GNU/Linux Support an deutschen Schulen und um die Idee "Text4mator - Textveränderung leicht gemacht".
Herzlich willkommen zur zweiten Ausgabe von TUX&GNU@school [18]. Zu Beginn möchte ich all jenen danken, die mir letzten Monat Tipps für Lernsoftware zusandten, die ich vorstellen könnte. An dieser Stelle wäre es eigentlich auch mal angebracht, den Namen dieser Kolumne zu erklären: TUX ist der Name des wohl mittlerweile allen bekannten Maskottchens von Linux, einem kleinen niedlichen Pinguin. GNU [2] dagegen steht einerseits für das rekursive Akronym "GNU is not UNIX", welches der Name eines Projektes ist, das eine freie Version von Unix erstellt hat und andererseits steht GNU für die Tierart des Maskottchens des gleichnamigen Projektes. Das "@school" schlussendlich bedeutet bzw. ist englisch für "in oder an der Schule". Nun aber gleich los zum ersten Punkt.
GCompris - Freie Lernsoftware für jung und alt
Bei GCompris [3] handelt es sich um ein freies Lernprogramm, dass mittlerweile offizielle GNU-Software ist. Es ist eigentlich eher eine einheitliche Oberfläche für verschiedene Lern-Boards. Getestet habe ich die Version 1.0.5 unter Debian GNU/Linux 3.0 (testing) und KDE 2.2.
Startet man das Programm, erscheint das Hauptfenster aus Abbildung 1. Dieses ist drei geteilt, mit den einzelnen Lern-Boards oben, einer kurzen Beschreibung in der Mitte und einer kleinen Menüleiste unten. Bislang gibt es im obersten Teil in der ersten Reihe vier Links die zu weiteren Boards führen und darunter in der zweiten Reihe vier Boards, die zu folgenden Lern-Tafeln führen: Beim ersten kann des Kind die Uhr bzw. die Uhrzeiten lernen, der zweite Link führt zu einem einfachen Vektor-Mal-Programm, im dritten Board soll man Tux auf einem kleinen Schiffchen die Schleusen so stellen, dass er ans Ziel und wieder zurück kommt und schliesslich lernt das Kind (ob nun alt oder jung) im vierten Board, wo sich welche Länder in Nord- und Südamerika befinden. Bei den Bildchen in diesem obersten Teil des Hauptfensters sind auch noch drei verschiedene Symbole angebracht. Der kleine gelbe Pfeil zeigt an, dass der Link zu weiteren Lern-Boards führt, wohingegen die Sternchen, bei Bildern die selber schon Lern-Boards sind, den Schwierigkeitsgrad anzeigen. Bei Lern-Tafeln mit integrierter Sound-Ausgabe erkennt man durch das Lautsprechersymbol, ob die Soundausgabe möglich ist oder eben nicht, wie dies in Abbildung 1 der Fall ist. Im mittleren Teil des Hauptfenster wird jeweils eine kurze Beschreibung und der oder die AutorIn angezeigt. Und schliesslich befinden sich zu unterst vier Symbole, die von links nach rechts zu weiteren Infos über GCompris führen, das Konfigurationsmenü öffnen, die Hilfsdokumentation anzeigen und mit einem Klick auf das letzte Bild das Programm beenden. Im Konfigurationsmenü können Einstellungen vorgenommen werden, wie die zu verwendende Sprache oder ob GCompris in einem eigenen Fenster angezeigt wird, oder ob es den gesamten Bildschirm brauchen soll. Bei der Sprach-Einstellung ist übrigens darauf zu achten, dass man zusätzlich nach die Umgebungsvariable LANG umstellt bzw. auf die gewünschte Sprache ändert. Für deutsch wäre dazu z.B. auf der Konsole der Befehl export LANG=de_DE einzugeben.
Abbildung 1: GCompris in Aktion
Am Beispiel des Boards zum Erlernen der Uhrzeiten möchte ich nun zeigen, wie die einzelnen Unterprogramme aufgebaut sind. Wie ihr in Abbildung 2 erkennen könnt, gibt es auch hier wieder eine unterste Zeile, in der es verschiedene weiterführende Bilder hat. Mit Anklicken des Bildchen ganz rechts gelangt man wieder zurück zur Einstiegsseite. Bei den anderen beiden zeigt das Bild mit dem Würfel an, in welchem Level d.h. Schwierigkeitstufe man sich befindet; durch Anklicken des Würfels gelangt man übrigens ein Level höher. Wenn man mit seiner Einstellung zufrieden ist, wird einfach die Hand mit dem Daumen nach oben angeklickt, oder alternativ auch ENTER gedrückt, und der Computer überprüft, ob sie korrekt war. War dies der Fall, sieht man entweder ein fröhliches Clown-Gesicht oder eine Blume mit lachendem Mund und mit aktivierter Sound-Ausgabe wird einem der Erfolg sogar akustisch mitgeteilt; war das Resultat falsch, ist der Clown oder die Blume traurig und man kann es nochmals probieren. Aufgabe in diesem Board ist es, die Uhr so einzustellen, wie es der Text links vorgibt. Die Zeiger werden mit der Maus bewegt und zum richtigen Zeitpunkt verschoben. In höheren Levels wird auch der Stundenzeiger automatisch an die vom Minutenzeiger angezeigte Uhrzeit angepasst. Rechts wird in Form zweier Zahlen angezeigt, in welchem von wie vielen möglichen Levels man sich befindet.
Abbildung 2: Uhrzeit erlernen mit GCompris
Wie bereits zu Beginn angesprochen, soll GCompris eigentlich "nur" eine gemeinsame Oberfläche für verschiedene Lern-Boards bilden. Es wird dazu ermuntert, auch selber eigene Boards zu entwickeln, was auch kurz in der Dokumentation erklärt wird. Das Programm gefällt mir persönlich sehr gut, da es mit seinen verschiedenen Lern-Progrämmchen Personen jeder Altersstufe anspricht. GCompris wurde bis anhin schon auf deutsch, englisch, französisch und spanisch übersetzt, wobei italiensch gerade in Arbeit ist und zum Beispiel auch schon eine Übersetzung ins ungarische absehbar ist. Was ich noch vermisse, wäre eine Auswertung oder so etwas wie ein Highscore, aber solche Features werden wohl nicht allzu lange auf sich warten lassen, da die Entwicklung von GCompris rasch voran schreitet. Darum ein grosses Dankeschön an Bruno Coudoin und alle weiteren Autoren von GCompris und viel Erfolg in der Zukunft.
Kurzer Nachtrag: Wie ich gerade auf der Mailingliste des Projektes lesen konnte, ist soeben GCompris 1.1.0 erschienen. In dieser Version sind zum ersten Mal Board-Editor-Funktionen enthalten und das Programm wurde neu auch auf ungarisch übersetzt.
Nun aber weiter zum Zuhause der PingoS.
PingoS.schulnetz.org - Freier Support für freie Schulen
Unter der oben angegebenen URL findet man in erster Linie das Hauptquartier [4] (siehe Abbbildung 3) der deutschen PingoS. Dabei handelt es sich um ein Projekt, dass sich auf die Fahne geschrieben hat, (vorerst) deutschlandweit Freiwillige für den GNU/Linux-Support an Schulen zu finden und zu koordinieren. Dies versucht man mit Hilfe verschiedener Online-Medien. Gewillte und interessierte GNU/Linux-Kennerinnen tragen sich in einem Online-Formular [5] ein, in dem auch Angaben wie Kenntnisstand und Wohnort erfragt werden. Alle Daten bis auf Name, Emailadresse und Wohnort werden ausschliesslich intern verwandt, die anderen werden auf der PingoS-Helfer-Karte (siehe Abbildung 4) eingetragen. Schulen aus Deutschland, die nun Hilfe bei einem anstehenden Projekt suchen oder einfach Fragen zum Thema haben, können unter [6] auf die Helfer-Karte zugreifen und mit einem Klick auf den nächstliegenden Ort erfahren, wen sie dafür ansprechen können. Hat man einfach nur ab und zu eine Frage, so ist es sicher keine schlechte Idee, sich in eine der Mailinglisten [7] des Projektes einzutragen. In der Hauptliste [8] erhält man jederzeit fachlich kompetente und schnelle Antworten. Stehen grössere Projekte oder Anfragen von Schulen an, wird die Zuständigkeit in einer der Mailinglisten an Freiwillige verteilt. Die Arbeit wird meist auch mit einer kurzen Beschreibung in die Projekt-Seite [9] eingetragen. Für die Zukunft interessant ist sicher die angestrebte Zusammenarbeit mit Gruppen in Österreich oder der ALIS - Arbeitsgruppe Linux an Schulen [10] in der Schweiz. Teilweise hört man sogar von Anfragen aus Gross-Britannien, um dort auch soetwas aufzubauen.
Abbildung 3: Titelseite der PingoS-Homepage
Das Support-Projekt ist aber nicht das einzige, was auf der Homepage der PingoS zu Hause ist. Nicht zu vergessen ist dabei der Abschnitt [11], in dem eigens programmierte Software, ob nun Lern- oder Verwaltungssoftware für Schulen, beherbergt wird. Eines der bekanntesten Programme der PingoS ist sicher der Tipptrainer [12], ein weiteres gutes Programm zum einfachen Erlernen des Zehn-Finger-Systems, dazu aber vielleicht ein anderes Mal mehr. Weiterhin findet man dort eine Menge kleiner Skripte [13], ob Perl oder Bash, die einem einiges an Arbeit abnehmen oder erleichtern können. Ein letzter Abschnitt der Web-Seite, den ich hier ansprechen möchte, ist der Bereich für Dokumenation und (Schulungs-)Unterlagen [14]. Dort ist von kurzen Python-Einführungen bis zu mittelgrossen GNU/Linux-Kursen so einiges zu finden.
Abbildung 4: PingoS-Helfer-Karte
Zum Schluss soll noch ein letztes, sehr interessantes Projekt der PingoS Erwähnung finden: SelfLinux [15]. Die PingoS wollen mit SelfLinux eine komplette Referenz zu GNU/Linux für Einsteiger erstellen. Dazu werden einfach geschriebene Beschreibungen oder Artikel zu Aufgaben und Problemen rund um das freie Betriebssystem und dessen Anwendungssoftware gesammelt und diese strukturiert zusammengestellt. Es ist zwar schon einiges an Wissen und Text zusammengekommen, fehlen tut es allerdings nachwievor an tatkräfigen Helfern und Helferinnen. Unter [16] kann die bisherige Arbeit gelesen und erkundet werden. Von meiner Seite viel Erfolg für die Zukunft und möge man euch von Zeit zu Zeit ein Dankeschön zukommen lassen.
Das war's von den PingoS, weiter zu einer neuen Idee für leicht zu realisierende Software.
"Text4mator - Textveränderung leicht gemacht"
Bevor ich zur eigentlichen Idee in diesem Monat komme, möchte ich noch etwas zu jener vom letzten Monat und was sich daraus ergeben hat schreiben. In den ersten drei bis vier Wochen nach der Veröffentlichung der ersten Ausgabe fand sich anscheinend niemand, der oder die sich an die Implementierung machen wollte. Darum, und auch aus dem Grund, dass ich vom Studium her programmieren üben musste, machte ich mich selber an die Aufgabe. Entstanden ist ein noch nicht ganz zufriedenstellendes Programm, dass in C++ geschrieben und mittels eines Bash-Skriptes Zufallszahlen generiert, die mit der entsprechenden LaTex-Formatierung in eine Datei geschrieben werden. Diese Datei wird dann mit Hilfe von latex und dvips in eine Postscript-Datei umgewandelt und mittels lpr ausgedruckt. Das Programm und eine kurze Beschreibung werde ich in den nächsten Tagen auf [10] unter der GNU GPL der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. An dieser Stelle noch ein Dankeschön an Diego Kuonen für seine Hilfe in Sachen LaTex. Vor ungefähr eineinhalb Wochen dann, erhielt ich eine Email von Franziska Meyer, dass auch sie die Idee implementiert habe. Sie machte dies aber auf eine weitaus interessantere Weise. Da sie sich sowieso gerade mit PHP beschäftigte, kam ihr die Idee, das Ganze doch gleich als Webservice (ich möchte dieses neuartige Wort auch mal benutzen ;-) zur Verfügung zu stellen. Gedacht getan und so ist es heute möglich auf ihrer Homepage [17] ein Arbeitsblatt generieren zu lassen, dass danach 15 Minunten als pdf-Datei zum Download bereit steht. Geniale Idee, wie ich finde; denn so muss man nicht einmal ein neues Programm installieren. Auf meine Frage hin, ob sie trotzdem den Quelltext des Programms zur Verfügung stellen würde, um die Software ggf. in einem Intranet zu installieren, meinte sie: "Ok, ich überleg's mir mal - und schaue den Code durch, ob ich den wirklich freigeben kann ;-)" Auch hier ein Dankeschön an ZIS für ihre Mühe.
Jetzt aber mal zur eigentlichen Idee, die diesmal vorgestellt werden soll. Wenn in der Schule die Wortarten durchgenommen werden, kommt es recht oft vor, dass Lehrerinnen in diesem Bereich Arbeitsblätter mit nur Grossbuchstaben-Text verwenden. Im anderen Fall werden bei der Einführung von Satzzeichen oft Texte benutzt, bei denen vorher Punkte, Kommas und mehr gelöscht werden. Dies wird wohl meist alles in mühsamer Handarbeit erledigt. Andererseits wäre es für geübte Skripteschreiber und Programmiererinnen ein Kleines, diese Aufgabe zu implementieren. Es gäbe auch hier wieder verschiedene Varianten und Möglichkeiten wie z.B. das Gross- oder Kleinschreiben aller Wörter, nur den Anfangsbuchstaben aller Wörter gross oder klein, etc. Weiterhin müsste man darauf achten, dass zwischen den einzelnen Wörtern immer gleich viel Platz frei wäre. Ich hoffe der einen oder anderen unter euch ein wenig Kribbeln in den Fingern verursacht zu haben und in der nächsten Ausgabe darüber berichten zu können.
Nun denn, das war es mal wieder. Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass mir leider schon langsam die (spontanen) Ideen für leicht zu realisierende Software ausgehen. Ich hoffe diesbezüglich, dass mir bis zum nächsten Mal einige solcher Ideen ins Haus [1] flattern, die ich dann vorstellen kann. Das nächste Mal ist dann schon in ca. zwei Wochen, aus dem einfachen Grund, dass diese Ausgabe zu spät kam und ich gar nicht erst mit Verzögerungen anfangen will. Tschüss und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heisst ...
Links:
[1] Kritik, Fragen,
Kommentare, Ideen und mehr bitte an: foxman@lugo.ch
[2] Homepage des GNU-Projektes:
www.gnu.org
[3] Homepage von
GCompris: www.ofset.org/gcompris
[4] Homepage der
PingoS: www.pingos.schulnetz.org
[5] Anmeldung
bei den PingoS:
www.pingos.schulnetz.org/anmeldung.php
[6] Helferkarte
der PingoS:
www.pingos.schulnetz.org/support/map.php
[7]
Mailinglisten der PingoS:
www.pingos.schulnetz.org/support/mailinglist/index.php
[8] Hauptliste
der PingoS:
www.hh.schule.de/mailman/listinfo/all-linux
[9]
Bereits erledigte Projekte der PingoS:
www.pingos.schulnetz.org/support/projektliste.php
[10] Homepage der ALIS -
Arbeitsgruppe Linux an Schulen: www.edux.ch
[11]
Software der PingoS:
www.pingos.schulnetz.org/project/software/index.php
[12] Homepage
des Tipptrainers:
www.pingos.schulnetz.org/tipptrainer
[13]
Skripte-Sammlung der PingoS:
www.pingos.schulnetz.org/project/scripts/index.php
[14]
Dokumenation und Schulungsunterlagen der PingoS:
www.pingos.schulnetz.org/project/schulung/index.php
[15] Sourceforge.net-Seite
von SelfLinux: selflinux.sourceforge.net
[16] Homepage von
SelfLinux: www.selflinux.de
[17] 1mal1-Arbeitsblätter
online generieren und runterladen:
www.atreju.ch/1mal1.phtml
[18] Homepage
von TUX&GNU@school:
fsfe.org/activities/tgs/tgs.de.html
Über den Autoren:
Mario Fux schloss 1999 das PrimarlehrerInnenseminar in Brig ab, wonach er die mathematisch-naturwissenschaftliche Matura nachholte. Zusammen mit zwei Kollegen gründete er Ende 2001 die ALIS - Arbeitsgruppe Linux an Schulen. Mittlerweile studiert er an der ETH Zürich Informationstechnologie und Elektrotechnik. Und wenn er seine Zeit einmal nicht vor dem PC verbringt, sitzt er an seinem Naturteich in den Bergen.
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