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Freie Software in München – FSFE bedankt sich bei Christine Prayon

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Die Kabarettistin Christine Prayon wurde gestern mit dem mit 10.000 Euro dotierten Dieter-Hildebrandt-Preis der Landeshauptstadt München für anspruchsvolles politisches beziehungsweise dezidiert gesellschaftskritisches Kabarett ausgezeichnet. Das Preisgeld spendet Prayon der Free Software Foundation Europe.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem über die Preisträgerin Prayon: "Sie klagt nicht einfach an – sie entlarvt, und wir sind ihre Zeugen." Ihre Dankesrede nutze die Preisträgerin entsprechend, um den Finger in die Wunde zu legen: Als vorbildlich beschreibt Prayon den einstigen Prozess, sich von den Anbietern proprietärer Software unabhängig zu machen und die komplette Verwaltung über ein freies System laufen zu lassen. Entsprechend kritisch kommentierte Prayon den Umstieg zurück auf proprietäre Systeme.

Christine Prayon

Allein die Umstellung der Arbeitsplätze wird München in den nächsten sechs Jahren knapp 50 Millionen Euro kosten. Weitere 37 Millionen Euro fließen in nötigen Umsetzungsprojekte. Die Free Software Foundation Europe kritisierte diesen Schritt bereits in der Vergangenheit. Die Umstellung wird die organisatorischen IT-Probleme im alltäglichen Verwaltungsgeschäft nicht lösen können. Gleichzeitig werden allerdings neue Abhängigkeiten von Herstellern proprietärer Software entstehen. Lizenzgebühren werden an die Hersteller gezahlt anstatt diese Gelder zugunsten der Steuerzahler für die Weiterentwicklung der Software und für die Kooperation mit anderen Verwaltungen zu nutzen. Die Systeme werden intransparenter und für die Bürger nicht mehr nachvollziehbar. Weiterführende Informationen zu den Migrationsplänen der Stadt München finden Sie hier.

München wendet sich damit gegen den Trend: In anderen Verwaltungen wird mit großem Erfolg auf Freie Software gesetzt. In Frankreich entstehen seit des 2012 staatlich angeordneten verstärkten Einsatzes Freier Software zwischen 0,6% und 5,4% mehr Firmen pro Jahr, die Freie Software nutzen; zwischen 6,6% und 14% mehr Menschen finden jedes Jahr eine Beschäftigung im IT Sektor. In Barcelona fließt 70% des Budgets für die Entwicklung neuer Software in Freie Software. Aufträge wurden bisher an 3.000 Unternehmen vergeben, 60% davon KMUs, meist aus der Region. In kollaborativen Projekten arbeiten immer mehr Städte an gemeinsamen Softwarelösungen um diese gemeinsam weiterzuentwickeln, Kosten zu sparen und Risiken aufzuteilen.

Die Free Software Foundation Europe hat daher die Kampagne "Public Money? Public Code!" ins Leben gerufen, um weitere Verwaltungen davon zu überzeugen auf Freie Software umzustellen und sie bei der Migration zu unterstützen. Im Rahmen der Kampagne wurde auch die Fachpublikation "Public Money Public Code - Modernising Public Infrastructure with Free Software" veröffentlicht. Die Broschüre zielt darauf ab, Fragen von Entscheidungsträgern über die Vorteile der Nutzung und Entwicklung Freier Software für die öffentliche Verwaltung zu beantworten.

Mehr Informationen zu der Kampagne und ihrer Unterstützer finden Sie auf unserer Kampagnenwebsite publiccode.eu, die Broschüre finden Sie hier.

Die Free Software Foundation Europe bedankt sich auch auf diesem Wege für das Engagement Prayons für Freie Software und die großzügige Spende.

Update 24.05.2019: Christine Prayons Dankesrede ist jetzt auch als Video verfügbar.