FSFE Newsletter - September 2017
Public Money? Public Code!
Die von unseren öffentlichen Verwaltungen angebotenen und genutzten digitalen Dienste sind Teil der kritischen Infrastruktur demokratischer Nationen des 21. Jahrhunderts. Jedoch haben viele öffentliche Stellen aufgrund restriktiver Softwarelizenzen nicht die vollständige Kontrolle über ihre digitale Infrastruktur. Obwohl die Veröffentlichung durch öffentliche Gelder finanzierter Software unter einer freien Lizenz viele Vorteile für Regierungen und Zivilgesellschaft bringt, sind politische Entscheidungsträger immer noch zögerlich, wenn es um die Verbesserung der rechtlichen Grundlagen in diesem Bereich geht. Es ist an der Zeit, das zu ändern. Wir bei der FSFE fordern in Europa rechtliche Grundlagen, die es erfordern, dass öffentlich finanzierte Software, die für die öffentliche Verwaltung entwickelt wurde, unter einer Freie-Software- und Open-Source-Lizenz öffentlich zugänglich gemacht werden muss. Wenn es sich um öffentliche Gelder handelt, sollte auch der Quellcode öffentlich sein!
Um unsere Forderung voranzubringen, hat die FSFE letzte Woche eine neue Kampagne gestartet: "Public Money Public Code". Die Kampagne erläutert die Vorteile der Veröffentlichung durch die öffentliche Hand finanzierter Software unter freien Lizenzen mit einem kurzen interessanten Video und einem offenen Brief, der von jedem unterschrieben werden kann. Wir werden die Kampagne und den offenen Brief außerdem dazu nutzen, in den nächsten Monaten bis zur Europawahl 2019 gute und schlechte Beispiele öffentlich finanzierter Softwareentwicklungen und deren möglicher Wiederverwendung präsentieren.
Der anfängliche Erfolg war überwältigend. Zahlreiche Websites und Magazine aus ganz Europa haben über den Start der Kampagne berichtet. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Newsletters wurde der Offene Brief bereits von mehr als 35 Organisationen und mehr als 5000 Personen unterschreiben. Mehrere Politiker und andere prominente Personen haben bereits öffentlich zur Unterstützung der Kampagne aufgerufen, so auch Edward Snowden, President of Freedom of the Press Foundation:
Unterstütze auch Du öffentlichen Code und unterzeichne hier den offenen Brief: https://publiccode.eu/#action
FSFE veröffentlicht Best Practices für die Softwarelizensierung
Wenn Du möchtest, dass andere in der Lage sind, deinen Code zu verwenden, musst du ihm eine Lizenz beifügen. Die Best Practice hierbei sagt aus, dass diese sowohl für Menschen als auch für Computer lesbar sein sollte. Unendlich viele Softwareprojekte und Codeschnipsel sind öffentlich verfügbar, haben jedoch leider nicht die korrekte Lizenz. Ein möglicher Grund dafür ist, dass das Beifügen einer korrekten und leicht verständlichen Softwarelizenz für viele Entwickler eine Herausforderung darstellt. Sicherzustellen, dass auch Computer Deine Lizenz verstehen, ist umso schwieriger
Darum hat die FSFE angefangen, daran zu arbeiten, die Verwaltung von Urheberrechten und Lizenzen bei Freier und Open-Source-Software einfacher zu machen. Unser Guide "Best Practices für die Softwarelizensierung" hilft Dir, Lizenz- und Urheberrechtshinweise auf die richtige Weise deiner Software hinzuzufügen. Wir werden die Best Practices weiter auswerten, und unter https://reuse.software/ kannst du bereits ein paar einfache Schritte finden, die dir dabei helfen, das Urheberrecht und die Lizenz deines Projekts verständlicher zu gestalten.
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Was haben wir sonst noch gemacht? Innerhalb und außerhalb der FSFE
- Die geplante Europäische Urheberrechtslinie beschränkt die Rechte von Entwicklern und Internetusern und schafft somit Hindernisse für die Softwareentwicklung. Zusammen mit Open Forum Europe hat die FSFE ein Whitepaper geschreiben um die kompletten Auswirkungen der Richtlinie aus der Sicht von Softwareentwicklern zu verdeutlichen. Die dazugehörige Kampagne wird noch diesen Monat starten, aber Du kannst uns jetzt bereits dabei helfen, Aufmerksamkeit zu erzeugen, indem du Save Code Share in deinem Bekanntenkreis teilst.
- Der Geschäftsführer der FSFE, Jonas Öberg, hat einen Blogpost über den jährlichen Haushalt der FSFE, über die Struktur unserer Finanzen, und darüber, wo das Geld eigentlich hingeht, geschrieben.
- Die "Koalition Freies Wissen" hat den "Digital-O-Mat" veröffentlicht, ein Online-Tool zur Wählerinformation für die Bundestagswahl am 24. September 2017. Der Digital-O-Mat zeigt die netzpolitischen Positionen der Parteien, auch zu Freier Software, und hilft den Wählern, bei der Bundestagswahl diejenige Partei zu finden, die am ehesten mit ihren Positionen übereinstimmt.
- Das FSFE-Team Deutschland hat Wahlprüfsteine an bei der Bundestagswahl teilnehmende Parteien versendet und die Antworten veröffentlicht und ausgewertet.
- Das FSFE-Team Niederlande war mit einem Village beim SHA-Camp, einem Non-Profit-Hackercamp in den Niederlanden, vertreten. Die FSFE hatte ihren eigenen Track und und das Dorf hatte mehrere Sessions zu bieten, vom Free-Software-Song-Chor bis zur FreedomBox-Installationsparty.
- Das FSFE-Team Griechenland hat die erste Ausgabe der Re:publica in Thessaloniki unterstützt, eine Konferenz über digitale Kultur.
- Die FSFE-Regionalgruppe Rhein/Main war bei der Froscon in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit einem Infostand dabei. Der Präsident der FSFE, Matthias Kirschner, hat dort außerdem einen Vortrag zum Thema "Limux: das Ende eines Leuchtturm-Projekts!?" gehalten..
- Im April dieses Jahres veranstaltete das Digital Society Institute einen Workshop mit dem Thema "Wie sicher ist freie Software? Sicherheitsbilanz von Open-Source- und freier Software". Der Workshop beinhaltete auch Beiträge von Matthias Kirschner und ist nun auf Englisch und Deutsch verfügbar, inklusive Empfehlungen für den öffentlichen und privaten Sektor.
- Wir haben drei neue Praktikantinnen und heißen sie herzlich willkommen: Carmen Bianca Bakker, Kristi Progri und Erik Da Silva. Wenn Du auch Interesse daran hast, bei uns ein Praktikum zu machen, kannst du dich hier auf unseren Seiten informieren.
- Wir haben einen neuen Artikel in unserem Onlineshop: Ein nicht-binäres pinkes Lätzchen mit dem aufgestickten Slogan "I am a fork". Natürlich bio und fair gehandelt.
Nicht verpassen! Anstehende Termine der FSFE
Vom 28. - 29. September findet das CopyCamp in Warschau statt. Das CopyCamp ist eine Konferenz, bei der es darum geht, wie geistige Eigentumsrechte Kultur, Bildung, Wissenschaft, Technik und Freie Software beeinflussen. Matthias Kirschner wird einen Vortrag zum Thema "Limux: the loss of a lighthouse" halten und unsere Policy Analyst Polina Malaja spricht zum Thema "EU copyright reform and its implications for collaborative software development." Die Konferenz ist kostenlos, aber Teilnehmer werden gebeten, sich vor der Teilnahme zu registrieren. Dank der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit sind für jeden mit Wohnsitz in Deutschland Reisekostenzuschüsse erhältlich, finanziert durch das deutsche Außenministerium
Werde aktiv
Schau Dir doch mal unsere "Public Money Public Code"-Seite und das dazugehörige Video an und informiere deine Freunde, Kollegen und Lieblingsmailinglisten darüber. Du kannst sie auch bitten, den offenen Brief zu unterschreiben, und natürlich kannst du das auch selber tun. Wenn es die Seite noch nicht in deiner Muttersprache gibt, kannst du uns gerne beim Übersetzen helfen.
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Wenn du irgendwelche Gedanken, Bilder oder Nachrichten mit uns teilen willst, kannst du sie uns gerne schicken. Die Adresse ist wie immer newsletter@fsfe.org. Wir freuen uns, von Dir zu hören!
Danke an unsere Community, all unseren Freiwilligen, Unterstützern und Spendern, die unsere Arbeit ermöglichen. Und Danke auch an unsere Übersetzer, die es möglich machen, dass du diesen Newsletter in deiner Muttersprache lesen kannst.
Dein Autor,
Erik Albers
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