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FSFE Newsletter - Juli 2010

Diese Ausgabe berichtet über die Ausführungen von Neelie Kroes zu Offenen Standards, die Diskussion über Freie Software im deutschen Bundesland Sachsen, die Lizenzänderung von WebM hin zur Kompatibilität mit der GPL und ruft Sie alle dazu auf, mit Ihren Politikern bei Themen im Zusammenhang mit Freier Software in Kontakt zu bleiben.

Des Weiteren hat sich das strategische Entscheidungsorgan der FSFE, die Mitgliederversammlung (MV), im italienischen Bozen getroffen. Die verschiedenen Ergebnisse dieses Treffens werden in den nächsten Monaten und Jahren deutlich werden. Auf der operativen Seite haben wir in Tampere (Finnland), Göteburg (Schweden), Paris, Lille (Frankreich), Berlin, Düsseldorf, Siegen (Deutschland) Fellowship-Treffen sowie ein Fellowship-Jabber-Treffen zum Thema ACTA organisiert. Stian hat ein neues Fellowship-Interview mit David Reyes Samblas Martinez veröffentlicht, in dem er Fragen zu Hardware-Herstellung, E-Learning und Politik im Bereich Freier Software beantwortet.

"Proprietäre Technologie ist Geldverschwendung"

Nein, das ist kein Zitat von jemandem aus der Freie-Software-Gemeinschaft. Wie Karsten in seinem Artikel berichtet, war es Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, die am 10. Juni in Brüssel auf dem Treffen Open Forum Europe (OFE) eine Rede hielt. Sie sagte auch:

"Viele Behörden sehen sich ungewollt einem jahrzehntelangen Lock-in-Effekt durch proprietäre Technologie ausgesetzt. Ab einem gewissen Punkt ist die ursprüngliche Wahl so tief verwurzelt, dass die Gefahr besteht, dass Alternativen ungeachtet ihrer potentiellen Vorteile systematisch ignoriert werden. Dies ist eine Verschwendung öffentlicher Gelder, die sich die meisten Behörden nicht länger leisten können."

Kroes unterstützte auch unsere Definition von Offenen Standards. Sie stellte klar, dass "wahrhaft offene" Standards "keine Beschränkungen für ihre Implementierer beinhalten". Das ist wichtig, da es bedeutet, dass Programmierer einen Standard in Freier Software implementieren können; Microsoft und andere haben immer wieder versucht, die Kommission zu überzeugen, dass ein Standard "offen" sein kann, obwohl er nicht in Freier Software implementiert werden kann. Diese Entwicklungen sind gute Neuigkeiten - bitte teilen Sie sie anderen mit!

"Freistaat" Sachsen argumentiert gegen Freie Software

Bereits im Mai diskutierten deutsche Politiker im Landtag des Freistaats Sachsen über Freie Software. Ich (Matthias) habe eine Analyse der Diskussion veröffentlicht. Die Landesregierung redete von strategischen Gründen, die gegen Freie Software sprächen, aber benannte keinen einzigen davon. Die CDU und die FDP sagten, sie wollten den Markt nicht beeinflussen. Auf der anderen Seite verwendet die Landesregierung beim Schulunterricht für alle Schüler die Software eines Monopolisten und macht auf ihren Internetseiten Werbung für die proprietäre Software von Adobe. In ihren Ausschreibungen fordern sie keine Freie Software, beklagen sich aber, dass es bei Freier Software zu wenige Dienstleister und Programme gebe. Außerdem benutzen sie den Ausdruck "Marktstandards" gegen Freie Software.

Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass solche Diskussionen in Parlamenten stattfinden. Das bedeutet, dass Politiker gezwungen sind, sich über Freie Software Gedanken zu machen, und auch, dass wir alle mit Politikern über Freie Software diskutieren können. Aus diesem Grund haben wir Bewohner von Sachsen aufgefordert, ihren Politikern Rückmeldungen zu der Diskussion zu schicken, ihnen zu schreiben, was ihnen an der Diskussion gefallen hat, und Fragen zu stellen wie "wenn Politiker über strategische Gründe gegen Freie Software reden, was sind diese Gründe?". Sie können die Politiker auch auf die oben zitierte Rede von Neelie Kroes hinweisen.

Freie Video-Formate / Software-Lizenzen

Im Mai hat Google seine Lizenz für das WebM-Projekt aktualisiert, um sie GPL-kompatibel zu machen. Wie in der letzten Ausgabe erklärt, ist WebM wichtig, damit Benutzer nicht mehr die unfreien Flash-Plugins installieren müssen, sondern ein freies Video-Format zum Abspielen und Kodieren von Videos zur Verfügung haben.

WebM ist bereits Freie Software gewesen, da die Rechteinhaber in der Lizenz sagten, dass die Benutzer die Freiheit besitzen, die Software für jeden Zweck zu verwenden, zu verstehen, sie zu verbreiten und zu verbessern. Das Problem war, dass die Lizenz nicht mit der GNU General Public License (GPL) kompatibel war.

Es gibt eine Menge von Freie-Software-Lizenzen, aber die GNU GPL ist die bekannteste Freie-Software-Copyleft-Lizenz und wird von einem großen Prozentsatz der Freien Software benutzt. Sie garantiert die vier Freiheiten und fügt die Bedingung hinzu, dass diese vier Freiheiten beim Weiterverbreiten der Software intakt bleiben.

Wenn Leute dieselbe Lizenz verwenden oder zumindest GPL-kompatible Lizenzen, dann können Programmierer Code frei und einfach miteinander austauschen, so dass Programmierer das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern bereits existierenden Code verwenden können. Daher ist es so wichtig, dass Programmierer die GNU AGPL, GPL, LGPL, oder eine kompatible Freie-Software-Lizenz für ihre Software verwenden. Es gibt auch einen lesenswerten Artikel von David Wheeler, warum Sie Ihre Software GPL-kompatibel machen sollten, so wie es jetzt WebM tut.

Werden Sie aktiv: Sammeln Sie mit uns Reden zu Freier Software

Unser Ziel ist es, so vielen Menschen wie möglich das Konzept von Freier Software zu erklären. Diesen Monat hatte das deutsche Team einen Stand auf dem GNU/Linuxtag in Berlin und erklärte all den verschiedenen Besuchern, was Freie Software ist, gab Interviews und hielt Reden über "Freiheit in der Cloud" und über verbreitete Missverständnisse im Bezug auf Freie Software. Sie sollten abhängig vom Publikum leicht modifizierte Erklärungen verwenden. Zur Unterstützung von Unterstützern Freier Software stellen wir Links zu Video- und Audiodateien, sowie Redetexte zur Verfügung.

Als Fellow haben Sie dort automatisch ein Benutzerkonto, aber Sie können sich auch einfach für einen Gastzugang registrieren und uns helfen, diese Seiten zu einer guten Ressource für Leute zu machen, die von anderen lernen wollen, wie man am besten die Vorteile von Software-Freiheit erklärt.

Viele Grüße,
Matthias Kirschner- FSFE

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