Apple behauptet, "die Interoperabilität des DMAs verstößt gegen die Grundrechte“. Die FSFE ist da anderer Meinung. Wenn Sie auch der Meinung sind, dass Interoperabilität der Schlüssel zur Softwarefreiheit ist unterstützen Sie uns noch heute!

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FSFE-Newsletter – Oktober 2010

In dieser Ausgabe diskutieren wir den irreführenden Begriff „faire, vernünftige und nicht diskriminierende Bedingungen“ (englisch FRAND), wir legen dar, was wir gegen zentralisierte Computer-Systeme und das Internet Governance Forum (IGF) unternehmen, und wir berichten Ihnen den aktuellen Stand unserer laufenden Kampagne zur Beendigung von Werbung für unfreie Software durch öffentliche Einrichtungen.

Die FSFE feierte den Software Freedom Day durch eine Vielfalt von regionalen Veranstaltungen und Aktivitäten. Wir organisierten Vorträge und Ausstellungsstände in Berlin, Bonn, Hamburg, Köln, Offenburg (Deutschland), Zürich (Schweiz) und Den Haag (Niederlande). Mit unseren Aktivitäten haben wir neue Zuhörer erreicht und ihnen erklärt, warum Freie Software genauso wichtig werden wird, wie die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit.

Warum FRAND Freie Software ausschließt

Wir haben europäische Freie-Software-Unternehmen aufgefordert, an einer Umfrage über die Haltung von Unternehmen zur Annehmbarkeit von Patenten in Industriestandards teilzunehmen. Ein wichtiges Thema der Umfrage war, ob Patente, die Standards abdecken, kostenlos lizenziert werden sollten (wie vom W3C empfohlen), oder ob sie stattdessen unter sogenannten „fairen, vernünftigen und nicht diskriminierenden Bedingungen (englisch FRAND) lizenziert werden sollten.

FRAND ist eine unzutreffende Bezeichnung, da die Bedingungen oft unfair, unvernünftig und in hohem Maße diskriminierend sind, besonders für Freie Software. In Wirklichkeit ist FRAND nur für den kleinen Kreis der mächtigsten Software-Unternehmen fair und vernünftig.

Auf den ersten Blick mag eine Lizenzgebühr von 0.000001 Cent pro Kopie zur Implementierung eines Standards fair erscheinen, aber eine solche Gebühr würde es unmöglich machen, ein Programm als Freie Software zu vertreiben. Freie Software stellt sicher, dass Sie das Recht besitzen, Kopien an andere weiterzugeben. Daher können Freie-Software-Unternehmen nicht wissen, wie viele Personen die von ihnen verkaufte Software letztendlich benutzen werden. Es ist unmöglich, die gesamten Lizenzgebühren zu ermitteln, die sie den Patenthaltern zu zahlen hätten; Freie-Software-Unternehmen würden nicht in der Lage sein, mit ihrer proprietären Konkurrenz in Wettbewerb zu treten und Freie Software als Ganzes würde untergraben.

Wir forderten Freie-Software-Unternehmen auf, an dieser Umfrage teilzunehmen, um ihren Ansichten Gehör zu verschaffen und um sicherzustellen, dass die Interessen von Freier Software in den Ergebnissen der Studie repräsentiert sind. Leider haben die stillschweigenden Annahmen der Studie einseitig Großunternehmen bevorzugt, die eigene „für Standardisierung zuständige Angestellte“ besitzen, die detaillierte Informationen bereitstellen sollten. Wir haben Rückmeldungen erhalten, nach denen es für kleine und mittlere Unternehmen äußerst schwierig und manchmal unmöglich war, den Fragebogen auszufüllen. Wir werden im kommenden Verfahren diese Tatsache herausheben, genauso wie unsere generelle Kritik, so wie wir es bereits in der Vergangenheit getan haben.

„Wolkiges“ Internet Governance Forum

Das Internet Governance Forum (IGF) ist eine globale Diskussionsplattform der Vereinten Nationen, die als Resultat des Weltgipfels zur Informationsgesellschaft (WSIS) geschaffen wurde. Wir verfolgen beständig die Tätigkeit des IGF, um sicherzustellen, dass die Diskussionen der Richtlinien nicht in einer Gefährdung der digitalen Freiheit im Allgemeinen und der Freien Software im Speziellen resultieren. Karsten nahm an dem Forum in Vilnius in Litauen teil und hielt dort seinen Vortrag „Daten in der Cloud: Welche Rolle spielen Offene Standards?“.

Er lenkte die Aufmerksamkeit auf mögliche Lösungen für die Gefahren des Cloud-Computing, darunter die Möglichkeit, dass Benutzer ihre eigenen, leicht administrierbaren und ständig mit dem Internet verbundenen Server betreiben, auf denen vorkonfigurierte Dienste für Web, E-Mail, Jabber und Mikroblogging laufen. Weiterhin stelle er YaCy, GNU Social, Angel Applications und andere Freie-Software-Programme vor, die dezentrale Alternativen zu dominanten proprietären Diensten darstellen.

Gegenwärtig arbeiten wir an Wegen zur Förderung einer breiteren Nutzung von Anwendungen, die auf verteilten Modellen beruhen, so dass die Kontrolle über die Software ebenfalls auf die Benutzer verteilt wird. Daraus resultierend haben wir die verteilte Suchmaschine YaCy in unsere Website integriert und testen nun die Ergebnisse. Michael Christen, Hauptentwickler von YaCy, wird im Rahmen unserer Vortragsreihe ‚Teile und erobere zurück: die Wiedererlangung der Kontrolle über unsere Kommunikation‘ auf der FSCONS-Konferenz einen Vortrag halten, der sich auf Themen im Zusammenhang mit der Zentralisierung von wichtigen Internetdiensten konzentriert.

Werbung für unfreie Software durch öffentliche Einrichtungen

Täglich werben öffentliche Einrichtungen auf ihren Websites für unfreie Software. Sie verlinken auf unfreie PDF-Reader-Software und geben dadurch ihren Besuchern die Empfehlung, unfreie Software zu benutzen. Unfreie Software schadet unserer Gesellschaft und es ist insbesondere unangemessen, wenn öffentliche Einrichtungen sie unterstützen. Einige öffentlichen Einrichtungen gehen soweit, dass sie behaupten, ihre PDF-Dateien könnten nur mit dem von ihnen empfohlenen proprietären PDF-Reader betrachtet werden, was einfach nicht wahr ist. Es gibt zahlreiche auf Freier Software beruhende PDF-Reader, so dass die Benutzer eindeutig die Wahl haben, welchen PDF-Reader sie benutzen wollen.

Um die öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses Verhalten zu richten, haben wir eine neue PDF-Reader-Kampagne gestartet, und angefangen, Meldungen von Einrichtungen mit diesem Fehlverhalten und Unterschriften für eine Petition zur Beendigung dieser Praxis zu sammeln.

Reklame für kostenlose unfreie PDF-Reader ist immer noch Reklame für unfreie Software, daher nehmen wir solche nicht in pdfreaders.org auf. Öffentliche Websites sollten sie ebenfalls nicht aufführen, da die Bevorzugung eines proprietären PDF-Readers gegenüber anderen eine unfaire Bevorteilung darstellt und die Existenz von Software-Monopolen unterstützt.

Seit dem 13. September haben uns Freiwillige aus der ganzen Welt bei unserer Kampagne geholfen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben sie uns mehr als 1369 Fälle von Werbung aus 39 Ländern übermittelt. 762 Personen, 20 Organisationen und 21 Unternehmen haben die „Petition für die Entfernung von Werbung für proprietäre Software auf öffentlichen Websites“ unterzeichnet. Zu unserem Erstaunen wurde die Webseite der Kampagne bereits in 10 Sprachen übersetzt, die der Petition in 11 und pdfreaders.org in 18.

Werden Sie aktiv

Diesen Monat bitten wir Sie, unsere PDF-Reader-Kampagne zu unterstützen:

Viele Grüße,
Matthias Kirschner- FSFE

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