FSFE Newsletter - August 2013
Proprietäre Anbieter fordern Europäische Kommission zu restriktiven Geschäftsmodellen auf
Weil Android Freie Software und kostenlos ist, kann die unfreie Softwarekonkurrenz nicht damit im Wettbewerb stehen, deswegen hat der Markt weniger Alternativen zu bieten und daher leidet der Konsument unter mangelndem Wettbewerb. Dies ist die Argumentation der "FairSearch"-Koalition in Kurzform. Im Wesentlichen wird die Europäische Kommission darum gebeten, ein restriktives Geschäftsmodell einem liberalen vorzuziehen. Dies stellt genau das Gegenteil davon dar, was von Wettbewerbshütern getan werden sollte, um einen gerechten Markt zu entwickeln.
Es ist absurd die Europäische Kommission dazu aufzufordern, Freie Software zu behindern, damit prorietäre Anbieter ihre geschlossenen Systeme verkaufen können. Daher hat die FSFE einen Brief an die Europäische Kommission geschrieben, um den Behauptungen zu widersprechen und deutlich zu machen, dass Freie Software ausschlaggebend für einen wettbewerbsfähigen IT-Markt ist. In unserem Brief bitten wir die Europäische Kommission, die unbegründeten Behauptungen der "FairSearch"-Koalition bezüglich Preisdumping abzuweisen und sie in zukünftigen Entscheidungen zu ignorieren. Für weitere Informationen: Unser juristischer Beirat Carlo Piana hat einen Hintergrundartikel zu diesem Fall verfasst.
Wahlsoftware: Programmcode verfügbar, aber keine Freie Software
Estland benutzt seit dem Jahr 2005 Internetabstimmungen für Nationalwahlen. Lokale Aktivisten haben es kürzlich geschafft, Estlands Nationales Wahlkommittee (NEC) davon zu überzeugen, den Programmcode für einige der Softwares unter einer nicht-freien Lizenz zu veröffentlichen, aber diese Lizenz verbietet die Weiterverbreitung von abgeleiteten Entwicklungen und die kommerzielle Benutzung. Sie ist daher unfrei. Nebenbei bleiben "wichtige Systemkomponenten vollständig unbekannt für die Allgemeinheit. Eine dieser Komponenten ist die benutzerseitige Abstimmungsanwendung, welche auf dem Computer des Wählers heruntergeladen und ausgeführt werden muss", sagt Heiki Ojasild, Fellowship-Vertreter in der FSFE-Generalversammlung, in unserer Presseveröffentlichung, die wir gemeinsam mit unserem Offenen Brief an NEC bezüglich des nationalen Internetabstimmungssystem veröffentlichten.
Ähnlich in Norwegen: Paul Boddie berichtet über die Norwegische Wahl und die Illusion von "Open Source". Die dort veröffentlichte Software lässt ausschließlich "Test, Überprüfung oder Evaluation des Codes" zu, beschränkt die wirtschaftliche Verwendung und für viele Dinge ist eine "schriftliche Bestätigung" der Anbieter erforderlich.
NSA-Leaks motivieren Freie-Software-Aktivisten
Seit nahezu zwei Jahrzehnten setzen sich die Free Software Foundations für eine Gesellschaft ein, in der die Macht über Technologie verteilt ist. Wir arbeiten für eine Welt, in der niemand andere davon abhalten kann, die Funktionsweise von Computern zu erlernen. Eine Welt, in der Programmierer miteinander, statt gegeneinander, arbeiten können. Niemand sollten dazu gezwungen werden, eine bestimmte Art Software nutzen zu müssen. Wir sollten immer in der Lage sein, sie auf unsere eigenen Bedürfnisse anzupassen, anstatt uns selbst an die Software anpassen zu müssen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, Software zu untersuchen und zu verstehen, was genau ein Programm macht und was mit seinen Daten geschieht.
Die Freie-Software-Bewegung hat eine ganze Menge Software geschrieben, welche unsere Privatsphäre respektiert, einschließlich Verschlüsselungs- und Anonymisierungssoftware. Die FSFE hat auf Offene Standards gedrängt, um Monopole zu verhindern, indem verschiedene Software mit anderer kompatibel sein kann. Wir unterstützen dezentralisierte Systeme, damit kein einzelner Punkt in unserer Infrastruktur zu viel Macht innehat. Damit sollten Sie in der Lage sind, Daten in einem vertrauenswürdigen Umfeld zu speichern.
Es scheint, dass die NSA-Leaks der letzten zwei Wochen den Willen der Freie-Software-Gemeinschaft darin gestärkt haben, den Kampf für unsere Freiheiten in der digitalen Gesellschaft weiterzuführen. Mehr Leute hören auf Freie-Software-Programmierer und -Aktivisten, mehr Leute wollen Freie-Software-Lösungen, mehr Leute nutzen Freie Software, um ihre Privatsphäre zu schützen, und immer mehr Leute würdigen die Arbeit von Freie-Software-Entwicklern. Eva Galperin von der EFF sagt zum Beispiel in ihrer Grundsatzrede bei KDEs Akademy Konferenz: "Hilf uns, Freie Software, du bist unsere letzte und einzige Hoffnung". Sie bat Freie-Software-Entwickler, neue Produkte zu erstellen und "uns zu retten"! Und wie Sie weiter unten sehen werden, wird die Freie-Software-Bewegung das auch weiterhin tun.
Etwas völlig anderes
- Privatsphäre ist ein grundlegendes Menschenrecht und zentral zur Erhaltung von demokratischen Gesellschaften. Die FSFE stimmt mit über 100 anderen Organisationen in der Forderung überein, dass Staaten Menschenrechte respektieren und ihren Überwachungsapparat unter demokratische Kontrolle bringen sollen. Nach mehr als einem Jahr in der Mache sind die Forderungen nun relevanter als je zuvor. Die FSFE hat außerdem einen offenen Brief zum Stop von Überwachung unterschrieben, welcher zwölf politische Schritte vorschlägt, unter anderem die Entwicklung und Förderung von Freier Software für digitale Selbstverteidigung.
- Die FSFE hat geleakte Dokumente kommentiert, welche zeigen, wie Microsoft aktiv mit der NSA kooperiert.
- Gemeinsam mit der Open Rights Group haben wir einen offenen Brief an Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, verfasst. Herr Schulz wurde kürzlich darum gebeten, eine Studie über Transparenz innerhalb des Parlaments in Auftrag zu geben. In unserem Brief haben wir Herrn Schulz unsere Hilfe dazu angeboten und einige Fragen vorgeschlagen, etwa ob das Parlament verpflichtet ist, den Quellcode von genutzter Software zu veröffentlichen.
- Die Nachrichten über Freie Software in der Bildung sind wieder da: Guido Arnold hat zusammengefasst, was im Bildungssektor im April, Mai und Juni geschehen ist. Er hat außerdem die relevanten Teile des UNESCO Weltgipfel zur Informationsgesellschaft zusammengefasst.
- Ubuntu versucht 32 Millionen Dollar über Crowdfunding zu bekommen, um Ubuntu Edge zu produzieren, einen Mobilcomputer, der Android und Ubuntu GNU/Linux starten kann. Unsere Schwesterorganisation, die FSF, stellt die entscheidente Frage: Wird Ubuntu Edge sich zur ausschließlichen Verwendung Freier Software bekennen?. Paul Boddie, Fellow und Betreuer des Fellowship Wiki, hat sich näher mit der Frage befasst ob Ubuntu Edge es offener Hardware sogar schwerer macht.
- Daneben berichtet unsere Schwesterorganisation, dass der New Internationalist nun das DRM-frei-Label einsetzt und über 50 andere zum DRM-frei-Führer hinzugefügt wurden.
- Aus der öffentlichen Verwaltung: Schüler und Lehrer an 160 Mittelschulen in der Region Brüssel haben begonnen Freie Software wie LibreOffice oder Mozilla Thunderbird auf PCs und Tablets einzusetzen. Mehreren Berichten zu Folge nutzt Frankreichs Landwirtschaftsministerium umfassend Freie Software: 2012 gab es beispielsweise 174,000 Euro für Support für Freie Software aus. Zusätzliche Neuigkeiten aus Frankreiche: Lucile schrieb über Zombie-freie Software Bereitstellung -- ein Freie Software Gesetz für Frankreichs Hochschulen -- und wie man Politiker kontaktiert.
- Für alle unter Euch, die Vorträge auf Konferenzen halten: LWN bietet nun einen praktischen Kalender, mit Terminfristen für die Einreichung von Präsentationen .
- Vom FSFE Planet, der Sammlung von Blogeinträgen zur FSFE:
- Georg Greve, ehemaliger Präsident der FSFE, hat einen Vierteiler über die Post-PRISM-Gesellschaft geschrieben. Er trägt zusammen, was bisher nachgewiesen wurde, was das für unsere Gesellschaft bedeutet, was das für Unternehmen weltweit bedeutet und wirft einen Blick auf Regierungen. Er argumentiert, dass jede Regierung dazu in der Lage sein sollte, folgende Frage zu beantworten: „Was sind Ihre Regeln für staatliche Softwareversorgung und digitale Infrastruktur?“ Falls diese Frage nicht beantwortet werden kann, ist es an der Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Und das bald.
- Karsten Gerloff, der Präsident der FSFE, beleuchtet was wir tun können, um unsere Kommunikation abzusichern, wenn wir zum Beispiel mit der Politik interagieren.
- Werner Koch, Autor von GnuPG und Mitglied der Generalversammlung der FSFE, hat über Gpg4win und die Geheimpolizei geschrieben. Er kommentiert einen CT-Artikel, der GnuPG erwähnt und in dem behauptet wird, dass nur eine selbst compilierte Version vertrauenswürdig wäre.
- Kevin Keijzer dokumentiert, wie er online seine Privatsphäre wahrt.
- Anonymisierungs-Bastler Jens Lechtenboerger erklärt, wie er Tor Guard Nodes bei globaler Überwachung auswählt und er veröffentlicht auch den Code davon, wie er die Situation analysiert hat.
- Ein Vorschlag für eine neue verschlüsselte mobile Nachrichten-Applikation namens Hemlis erhielt $125.000 über Crowdfunding. Es ist schön zu sehen, dass ambitionierte neue Software-Projekte Unterstützung aus der Gemeinschaft bekommen, wenn sie Freie Software sind. Sam Tuke prüft, ob das bei Hemlis wirklich der Fall ist.
- Viktor Horvath veröffentlichte das Video von seinem Vortrag auf der FOSDEM zu SlapOS, einer dezentralen Freie-Software-Plattform.
- Lucile hat einige Beispiele interessanter Anwendungsfälle von Transparenzregeln im Bezug auf Freie Software speziell in Frankreich untersucht.
- Sollte eine Person durch Nutzungsbedingungen und Verträge gebunden sein, wenn sie praktisch genötigt wurde, diese zu akzeptieren? Fragen über Informationstechnologie an Universitäten stellt Paul Boddie in "Studenten: Vorsicht vor der akademischen Cloud!"
- Neuigkeiten von Martin Gollowitzers "Tracking for Freedom"-Projekt: Er radelt nun mit den Profis.
- Mirko Böhm berichtet von seiner Reise zur Akademy und dem Treffen der Qt-Mitarbeiter. Zusammen mit Armijn Hemel hat er einen Prozess gestartet, um defensive Veröffentlichungen eine Routineangelegenheit von Qt-Veröffentlichungen zu machen,
- und Freie-Software-Aktivitäten in München haben sich intensiviert. Christian Kalkhoff und die Münchner Gruppe haben jetzt einen Pavillion gekauft um auf immer mehr öffentlichen Veranstaltungen präsent sein zu können.
Werde aktiv: Hilf bei Crypto-Partys!
Crypto-Partys werden immer beliebter. Sie locken auch Finanzierungen von Firmen an, die unfreie Software vertreiben. Eine Firma bot Organisatoren von Crypto-Partys Geld an, wenn sie auch unfreie Software erwähnen. Gut, dasss bereits viele ehrenamtliche Helfer der FSFE's die Organisatoren unterstützen um dabei zu helfen Verschlüsselungssoftware zu installieren und Teilnehmer über Freie Software aufzuklären.
Bereits viele in der Freie Software-Gemeinschaft verstehen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung funktioniert. Im Moment wollen viele Leute, für die Freie Software noch neu ist, selbst diese Techniken anwenden. Wenn Du etwas Zeit hast hilf entweder Freunden, Kollegen oder suche nach lokalen Crypto-Partys und zeige anderen wie GnuPG für E-Mail-Verschlüsselung, OTR für verschlüsselte Chats, TOR zum anonymisieren des online-Verhaltens oder Programme wie Jitsi für verschlüsselte Sprach- und Videokommunikation fiunktionieren!
Vielen Dank an alle Fellows
und Spender, die unsere Arbeit
ermöglichen,
Matthias Kirschner - FSFE
--
Free Software Foundation Europe
FSFE Neuigkeiten
Kommende FSFE-Veranstaltungen
Fellowship Blog Aggregation
Freie-Software-Diskussionen