FSFE Newsletter – Oktober 2015
Wahlen in der FSFE und andere Neuigkeiten aus Bukarest
Zur diesjährigen Mitgliederversammlung in Bukarest wählte die FSFE das neue Führungsteam für die nächsten zwei Jahre. Reinhard Müller wird seinen Posten als Finanzleiter weiterhin wahrnehmen. Ihr Autor wird den Posten des Präsidenten übernehmen und Alessandro Rubini wird Vizepräsident. Alessandro ist Elektronik-Ingenieur und arbeitet an Gerätetreibern und eingebetteten Systemen. Er war eines der ersten Mitglieder der FSFE und trat kürzlich erneut bei, um unsere Arbeit zu unterstützen. Der ehemalige Präsident der FSFE, Karsten Gerloff, begrüßte die Veränderungen und schrieb über seine Pläne für die Zukunft in seinem Blog.
Bukarest wärmte sich schon einige Wochen vor der Ankunft der FSFE für Freie Software auf. Die öffentliche Verwaltung von Rumänien war nämlich von der Rogentos Linux User Group eingeladen worden um zwei Linux Distributionen zu testen. Das ist ein erster Schritt hin zu mehr Bewusstsein über Software Freiheit in der Verwaltung des Landes. Nach der Mitgliederversammlung haben wir diese Neuigkeiten und die weitere Zusammenarbeit mit Unterstützern Freier Software in Rumänien, insbesondere unseren Freunden der Fundația Ceata, der rumänischen Stiftung für Freie Software und Freie Kultur, besprochen. Wir haben erfahren, dass sie nach erprobten Designern, die Ideen für ein neues Logo für die Stiftung beitragen können, Ausschau halten. Alle Grafikdesigner da draußen, die Interesse daran haben, ihre Kreativmuskeln für einen guten Zweck anzuspannen, können mehr Informationen auf ihrer Webseite finden.
Die Bewertung der FSFE des Copyright-Berichts vom Europäischen Parlament
Im Juli übernahm das Europäische Parlament die Empfehlung zur Urheberrechtsreform, welche ursprünglich von Julia Reda entworfen wurde. Die FSFE veröffentlichte ihre eigene Einschätzung des finalen Berichts, der vom Parlament nach umfangreicher Ergänzung genehmigt wurde. Obgleich etliche Verbesserungen in die finale Version des Berichts des Parlaments über die derzeitige Rechtslage eingeflossen sind, gibt es genügend Probleme um eine Überarbeitung in Betracht zu ziehen. Besonders in Hinblick auf Freie Software. Der Bericht versäumt es, Digitale Rechte Minderung (DRM), die die Nutzung von Werken, die unter eine Urheberrechts/Copyright-Ausnahme fallen, adäquat anzusprechen. Ebenso zeigt er keine Möglichkeit auf, mit der Softwareentwickler direkt gemeinfreie Werke erstellen können.
Im nächsten Schritt wird die Kommission ihren Vorschlag zur Urheberrechtsreform vor dem Ende diesen Jahres veröffentlichen. Wir bitten die Kommission, diese Reform, weiter zu führen und dass keine Ausnahme im Copyright durch technische Einschränkungen begrenzt werden soll. Ebenso sollen Ausnahmen aufeinander abgestimmt werden und alle Werke, die durch öffentliche Gelder finanziert werden, sollen unter einer Freien Software Lizenz veröffentlicht werden.
PDFreaders aufräumen
Im Zusammenhang zu unserer PDFreaders Kampagne ist es angebracht, einige Erfolgsgeschichten hervorzuheben. Unser Koordinator für Deutschland, Max Mehl, bloggt über den Erfolg der Kampagne in der deutschen Regierung. Die Kampagne war sogar so erfolgreich, dass der deutsche Migrationsleitfaden auch ein Zuckerl von uns enthält. Dort heißt es „Werden PDF-Dokumente öffentlich bereitgestellt, sollten Behörden […] nicht mehr ausschließlich den Adobe Acrobat Reader empfehlen, sondern beispielsweise die von der FSFE bereitgestellten HTML-Bausteine zum Download alternativer PDF-Betrachter in ihre Seiten aufnehmen.“ Der Leitfaden empfiehlt auch Freie Software als brauchbare Alternativen in Betracht zu ziehen.
Die FSFE war dabei behilflich, das Beste aus Freier PDF-Betrachter-Software für den privaten Sektor hervor zu holen. Unser Mitglied Polina Malaja konnte sich an die in 2011 gestarteten Verhandlungen von Hannes Hauswedell, dem früheren Koordinator der PDFreaders-Kampagne, mit Google um Pdfium als Freie Software zu veröffentlichen anschließen. In 2014 schließlich trug Hannes’ Bitte Früchte. Wir geben nicht vor, dass unsere Kampagne dafür verantwortlich ist, für die Veröffentlichung von Pdfium verantwortlich ist, aber wir möchten betonen, dass unsere Kampagne einen Teil dazu beigetragen hat.
Etwas gänzlich anderes
- Die FSFE Schweiz verschickte in Zusammenarbeit mit der Swiss Open Systems User Group hunderte Briefe an verschiedene politische Kandidaten, in denen sie um eine Teilnahme beim Onlinefragebogen Freedomvote gebeten wurden. Auf diesem Wege werden die Meinungen der Kandidaten zu oft vernachlässigten Themen wie e-voting, Open Data, Freie Software, und Datensicherheit abgefragt. Die Ergebnisse wurden für die Bürger veröffentlicht damit diese sich ein besseres Bild machen können, wen sie am 18. Oktober wählen werden.
- Paul Boddie interviewt den FSFE Fellow Nico Rikken aus den Niederlanden. Seine Kompetenz ist Elektrotechnik und er verschafft uns Einblicke in Offene Hardware, Bildungsrichtlinien und andere Dinge.
- Am 1. September bestätige der oberste Gerichtshof in Paris, dass Softwarepatente nach der Europäischen Patent Vereinbarung illegal sind.
- Der Doktorarbeit von Felix Greves zur Folge benötigt die deutsche Verfassung Herstellerunabhängige IKT-Standards um eine Interoperabilität in der öffentlichen Verwaltung und anderswo zu sichern. Die derzeitige Abwesenheit solcher Regeln hindert die Aufnahme von Freier Software stark.
- Die FSF zertifizierte den Taurinus x200 Laptop. Er respektiert die Freiheiten der Nutzer. Zusätzlich entfernt er die von Intel genutzte Management Engine, eine geheime und proprietäre Software, die Zugang zum Computer über das Netzwerk und das Ändern der BIOS Einstellungen oder das Löschen der Festplatte gestattet. ME hat Vollzugriff zum Computer und bietet ein breites Funktionsspektrum. Es kann eine sehr nützliche Sicherheitsmaßnahme sein. Aber nur, wenn der Eigentümer des Geräts auch die Möglichkeit hat, sie zu kontrollieren.
- Öffentliche Verwaltung: Die Regierung des Vereinigten Königreichs veröffentlicht bindende ODF-Richtlinien. Dabei geht es um die Integration von ODF bei der Beschaffung von Unternehmens Software. Das italienische Militär wechselt zu LibreOffice und ODF und wird damit der zweit größte Nutzer von LibreOffice in Europa. Bei der Debiankonferenz „DebConf15“ zeigte die Stadt München, dass sie Freie Software nachhaltig fördert indem sie Softwarelösungen und bewährte Verfahren weitergibt. Karl De Vriendt vom Open Forum Europe gewährte einen Einblick in die Hintergründe zur Ausschreibung der Europäischen Kommission zu Microsoftprodukten die weiterhin den Anbindeeffekt im öffentlichen IT-Sektor verstärken.
- Vom FSFE Planet, der Sammlung von Blogeinträgen zur FSFE:
- Daniel Pocock erklärt, dass, um Skandale wie der von VW zukünftig zu vermeiden, es der einzige Weg ist, die Freiheit den Quellcode der Geräte in unserem Leben einzusehen und verändern zu können, sicherzustellen.
- Dominic Hopf (jetzt ein offizieller intergalaktischer Diplomat) und unser neuer Fellow Pascal organisierten einen Stand beim Software Freedom Day (SFD) in Kiel und Präsentierten F-Droid.
- An einem nassen Tag in Frankfurt hat der Stand der FSFE bei den Besuchern des jährlichen Rotlindenstraßenfestes einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie wollten gerne mehr über Softwarefreiheit wissen. Guido Arnold versorgt uns mit mehr Informationen über diese beliebte Veranstaltung.
- In der Zwischenzeit fasste der Fellow Michael Stehmann seine Erfahrungen beim SFD in Köln zusammen.
- Unser Geschäftsführer Jonas Öberg erklärt die Logistik hinter einer erfolgreichen Veranstaltung.
- Carsten Agger war mit der Organisation des LibreOffice Hackfest in Aarhus beschäftigt.
- Tobias Platen kritisierte wie „frei“ der Librem Computer von Purism wirklich ist.
- André Ockers erklärt, wie besorgte Bürger in den Niederlanden eine Regierungsbehörde überzeugten ein Open Document Format zu nutzen.
- Paul Boddie stellt „zufällige Fragen zur Verfügbarkeit des Quellcodes des Fairphones“.
Werde Aktiv: Nominiere Personen und Projekte für den Free Software Award
Oft ist es Nutzern gar nicht bewusst, dass sie Freie Software benutzen. Manchmal müssen wir diesen Fakt explizit erwähnen. Zum Beispiel das neue Upgrade von Wordpress. Es enthält einen Tab mit der Referenz zur GNU General Public License und den vier Freiheiten von Freier Software. Damit wird die Wordpress Gemeinschaft eindeutig auf die Wichtigkeit der Freiheit, die der Software zu Grunde liegt, informiert.
Viele tolle Entwickler oder Projekte von Freier Software bekommen jedoch nicht die Anerkennung, die sie verdient haben. Die FSF nimmt Nominierungen für den 18. Free Software Award entgegen. Dieser Preis geht an Menschen oder Projekte, die die Welt durch den Einsatz von Freier Software verbessert haben. Es gibt zwei Preise. Einen für Menschen, die die Freie Software Bewegung vorangebracht haben und einen für ein Projekt, das ein wichtiges soziales Bedürfnis durch den Einsatz von Freier Software erfüllt. Bitte geben Sie Ihre Nominierungen bis zum 1. November ab.
Mein Dank geht an alle Ehrenamtlichen,
Fellows und
Spender der FSFE, die unsere Arbeit ermöglichen,
Matthias Kirschner – FSFE