FSFE Newsletter - Mai 2012
54 DFD Veranstaltungen und die FSFE legt EU Politikern Handschellen an
Wie Sie im diesjährigen Bericht lesen können, wurde der Document Freedom Day 2012 mit 54 Veranstaltungen in 23 Ländern und in 19 Sprachen gefeiert. Es war mit über 26 Vorträgen, über 6 Preisverleihungen für Offene Standards, vielen anderen Veranstaltungen und beinahe 100 Presseberichten, das bisher größte DFD-Ereignis in der Geschichte. Die FSFE hat die verschiedenen Veranstaltungen koordiniert, Preise an mehrere Organisationen verliehen und in Deutschland über 370 Emails und über 170 Anrufe betreffend Offenen Standards an Politiker gerichtet. Einige dieser Politiker, unterschiedlichen Parteien angehörig, unterstützten Aktivitäten vom DFD. Die FSFE verschickte auch 100 Info-Pakete, die auch Handschellen enthielten, an vorgeschlagene Personen, darunter mehrere Politiker, Firmenchefs und der Papst. Die EU-Kommissarin Neele Kroes verwendete unsere Handschellen in einer öffentlichen Rede, was eine Menge zusätzlicher Presseberichte zur Folge hatte, darunter auch das Titelblatt des „Guardian Online“. Die FSFE ist auf weitere Berichte darüber was die Empfänger der Pakete mit den Handschellen gemacht haben gespannt.
4. Mai: Der Tag gegen DRM. Ist es ihr „gutes Recht“ uns einzuschränken?
Letzte Woche gab Ihr Schreiberling ein Interview über Digitale Rechte Minderung (DRM). Es drehte sich um die Fragen, was DRM ist, warum Unternehmen sie verwenden, warum man seinen Kunden wie einen Gegner behandeln muss damit DRM funktioniert, und welche anderen Möglichkeiten bestehen. Wenn man über Freie Software, DRM, Anti-Merkmale (Anmerkung d. Übersetzers: Das sind Merkmale von Produkten, die absichtlich Einschränkungen oder eine frühzeitig endende Lebensdauer des Produktes herbeiführen.) und andere Themen diskutiert, bekommt man von intelligenten Kritikern oft zu hören, dass es „das gute Recht“ des Herstellers sei, seine Produkte zu kontrollieren. Warum denken so viele Menschen so? Würden sie solche Einschränkungen auch in „der analogen Welt“ akzeptieren? Ist es das gute Recht eines Verlags, zu verbieten, dass der Leser das Buch laut vor liest, seinen Freunden ausleiht oder es zu verkaufen? Viele Male schon hat Ihr Schreiberling Bücher missbraucht: Letzte Woche verwendete er drei Stück, um sein kaputtes Sofa zu richten. Wäre es akzeptabel, dass der Verleger oder der Autor solche Nutzungsfälle verbieten könnte? Nehmen mehr Leute solche Einschränkungen mit Software und Daten einfach hin? Und wenn ja, warum? Hat die Industrie mit dem Begriff „Digitale Rechte Verwaltung“ erfolgreich impliziert, dass sie dieses Recht hat, und viele Menschen akzeptieren das?
Der 4. Mai ist der Tag gegen DRM. Während DRM in der Musikbranche weitgehend besiegt wurde, ist es ein wachsendes Problem im Bereich der eBooks. Daher ist es gut zu hören, dass aufgrund von Druck ihrer Leser, Tor/Forge DRM bei ihren eBooks abschafft. Diskutieren Sie das Thema mit Freunden oder Kollegen. Senden Sie ihnen z.B. Richard Stallmans Kurzgeschichte „Das Recht zu lesen“ und teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns auf öffentlichen Diskussions-Mailinglisten oder schicken Sie sie direkt an Ihren Schreiberling.
Freie Software – Ein Thema bei der französischen Präsidentschaftswahl
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sagte, dass 15 Prozent des öffentlichen IT-Etats in Programmierung von Freier Software, Kundenberatung und Wartung fließt. In der Zukunft wird dieser Etat um 30 Prozent pro Jahr angehoben. Er sagte weiter, dass diese Vorgehensweise „strategisch für die Entwicklung des französischen IT-Marktes“ ist. Sein Gegenkandidat François Hollande ist sogar der Meinung, diese Vorgehensweise müsse noch intensiviert werden.
Daneben hat die französische Gruppe für die Verteidigung von Freier Software (April) alle Kandidaten in den französischen Präsidentschaftswahlen nach ihrer Position zu Freier Software, Software Patenten, DRM und weiteren gefragt.
Es ist wichtig, Aufmerksamkeit für Freie Software bei den Politikern zu erzeugen, und ihnen Fragen zu stellen ist ein guter Anfang. Die FSFE sammelt alle Anstrengungen, die in dieser Richtung unternommen werden, in unserer „Fragen Sie Ihren Kandidaten“-Kampagne. Die FSFE bedankt sich bei April für ihre gute Arbeit in Frankreich und ermutigt andere Unterstützer von Freier Software in Europa, mit ihren politischen Vertretern in Kontakt zu treten. Wenn Sie Fragen haben, wie man solche Aktivitäten im eigenen Bundesland, der Region oder dem Verwaltungsbereich aufnehmen kann, dann kontaktieren Sie uns bitte. Bis zum nächsten Monat haben wir auch die Antworten auf die Fragen der FSFE von den politischen Parteien, die zu Landtagswahlen in zwei Bundesländern kandidieren.
Der „Lock-in-Effekt“ bzw. „Anbindeeffekt“ kostet Helsinki 3,4 Millionen Euro pro Jahr?
Ein Bericht vom Pilotprojekt der Stadt Helsinki zur Verwendung von OpenOffice in der öffentlichen Verwaltung wirft mehr Fragen auf als Antworten gegeben werden. Die Stadt probierte die Freien Büro-Anwendungen in 2011 für für zehn Monate auf Laptops im Stadtrat. Sie bekam hohen Zuspruch von den Teilnehmern. Als das Pilotprojekt abgeschlossen war, erstellte die Stadt einen Bericht, in dem es hieß, dass die Kosten für eine Umstellung der gesamten städtischen Verwaltung auf OpenOffice sehr hoch wären. Lesen Sie mehr darüber in der Pressemitteilung und wenn Sie Interesse für Details des Projektes haben und mehr über die Schlüsse lernen wollen, die man aus diesem Projekt ziehen kann, haben wir eine Analyse des Berichtes erstellt.
Etwas gänzlich anderes
- „Ersetze ‚IT‘ durch ‚Sex‘“: 42 Minuten vor der Deadline hat unser Bildungs-Team die Position der FSFE für eine Beratung über Schulung von Informations- und Kommunikationstechnik am englischen Amt für Bildung eingereicht. Nebst anderen Punkten haben wir auch die Wichtigkeit von „IT-Bildung“ an Stelle von „IT-Schulung“ hervorgehoben.
- Fellowship Interview: Server und Arbeitsstationen die mit Freier Software laufen und in einem IT-Dienstleistungs-Unternehmen betrieben werden, Freie Software seit 2001 anpreisen, Ehrenamtlich für das Freedroidz Projekt arbeiten, und mehr: Das monatliche Interview, diesmal mit Bernd Wurst.
- Die Gemeindeverwaltung der tschechischen Gemeinde Grygov verwendet Freie Software für nahezu alle Aufgaben, die in der öffentlichen Verwaltung anfallen.
- Am 31. März haben Fellows der FSFE in England eine Verbindung zwischen dem „Green Light Festival“ (Manchester) und dem „Chorlton Big Green Festival“ (Leicester) hergestellt. Dort gab es Vorträge und Info-Stände über Freie Software und eine Live-Verbindung, die mittels Freier Software Umweltschützer zusammen gebracht hat.
- Unser Web Team traf sich in Manchester für einen Web Sprint. Eine Reihe internationaler Freiwilliger arbeiteten zusammen, um die Funktionen und die Infrastruktur der Website der FSFE zu verbessern. Bist du interessiert daran, Fehler zu beseitigen, neue Funktionen zu implementieren und unsere Informationen über Freie Software zu verbessern? Werde Teil unseres Web Teams!
- Computerworld UK gab einen guten Artikel über Softwarepatente heraus.
- Eine Auswahl der FSFE Planet, der Sammlung von Blogeinträgen zur FSFE:
- Userscript um die FSFE zu unterstützen: Wenn Sie Geld bei Amazon oder libri ausgeben, können Sie jetzt ein von Hannes Hauswedell geschriebenes Userscript installieren, das 5% des Geldes an den Kampf FSFE für die Freiheit von Software spendet! Die Userscripte sind mit Chromium, Firefox und Iceweasel getestet.
- Verteilte Freie Software: Thomas Jensch schrieb einen Artikel über wie man OwnCloud mit Hiawatha Webserver installiert, und Sam Tuke hab auch einen Blick aufdie Installation eines lokalen Web-Entwickler-Servers geworfen.
- Andere Erlebnisse neben Wikipedia: Hannes Hauswedell vom PDFreaders Team lebt aktuell in China und schrieb über seine technischen Erlebnisse mit der chinesischen Firewall.
- Nachdem seine Festplatte den Geist auf gab, schrieb Patrik Willard über git und rsync und Isabel Drost widmete ebenfalls git einen Blog Artikel.
Werde aktiv: „FRAND is FRAUD“ – Beteilige dich an der Beratung im Vereinigten Königreich
In England ist man sehr beschäftigt. Nebst der Beratung über Bildung (siehe oben) hält die Regierung vom Vereinigten Königreich eine weitere Ausschreibung ab, die bis zum 4. Juni dauern wird. Dabei geht es darum, welche Art von Patentlizenzen ein Offener Standard benötigen sollte. Die FSFE und ihre Schwester-Organisation, die FSF, haben ein gemeinsames Manifesto darüber veröffentlicht, in dem erklärt wird, warum die FRAND-Bedingungen für Offene Standards eine Diskriminierung gegen Freie Software sind (Stammlesern fällt vielleicht auf, dass das eine fortlaufende Debatte ist). Weiter empfehlen wir der englischen Regierung, Softwarepatente abzuschaffen um Schaden an der Wirtschaft von England vorzubeugen. Auch haben wir die Firmen und Organisationen die mit Freier Software zu tun haben, sowie Fellows aus England, über die Ausschreibung informiert, haben Antworten auf einige der Fragen der Umfrage vorbereitet, haben ein Gipfeltreffen von Experten über Offene Standards abgehalten und eine weitere gemeinsames Erklärung zusammen mit anderen Offenen Standard-Gruppen veröffentlicht.
Es gibt eine Website, auf der erklärt wird, wie man bei der Beratung mitmachen kann. Bitte nehmen Sie die Gelegenheit wahr um die Notwendigkeit von kostenlosen Lizenzen für Offene Standards zu unterstützen.
Mein Dank geht an alle Fellows und
Spender die unsere Arbeit ermöglichen,
Matthias Kirschner – FSFE
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