FSFE Newsletter – Juli 2014
Privatsphären-Café: E-Mail-Verschlüsselung als Hauptgericht!
Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Freunden in ein Café und anstelle heißer und kalter Getränke stehen auf der Speisekarte Informationen zur Sicherung digitaler Privatsphäre. Wie „https everywhere“ als Vorspeise, „GnuPG E-Mail-Verschlüsselung“ als Hauptgericht und „tosdr.org“ (Information über Nutzungsbedingungen von Onlinediensten) zur Nachspeise. Solche Cafés gibt es in den Niederlanden. Beim deutschsprachigen FSFE-Treffen in Essen präsentierte Felix Stegerman, unser stellvertretender Koordinator der Niederlande, seine Pläne zur Etablierung weiterer Privatsphären-Cafés und erklärte, warum er denkt, dass es jetzt auch in unserer Gegend die richtige Zeit und eine gute Gelegenheit für Freie Software ist.
Das kommt daher, dass die meisten Leute, die in ein Privatsphären-Café gehen, bereits über Themen wie Privatsphäre und Freiheit Bescheid wissen. Aber es gibt den regionalen freiwilligen Helfern auch eine gute Gelegenheit, um über Freie Software im Allgemeinen und über die Wichtigkeit des Einsatzes von Freier Software, wenn es um Privatsphäre geht, zu sprechen. Zum Beispiel könnte man die Gäste fragen: „Wer kontrolliert die Software?“ Lesen Sie auchFelix’ Blogeintrag für mehr Details über die Cafés und die zukünftigen Pläne.
E-Mail Selbstverteidigung jetzt auch mehrsprachig
Gutes Informationsmaterial über Verschlüsselung und Freie Software ist entscheidend für die oben genannten Cafés. Glücklicherweise hat unsere Schwesterorganisation, die FSF, einen E-Mail-Selbstverteidigungs-Leitfaden veröffentlicht, den freiwillige Helfer übersetzt haben. Die verfügbaren Sprachen sind: Englisch, Deutsch, Portugiesisch, Französisch, Russisch, Türkisch, und Japanisch. Der Leitfaden erläutert die Installation der nötigen Programme zur E-Mail- Verschlüsselung unter GNU/Linux, MacOS und Microsoft Windows. Ebenso wird das Generieren der Schlüssel, das Web of Trust und die Benutzung der Programme erklärt. Alles was man dafür benötigt ist ein Computer mit Internetverbindung, ein E-Mailkonto und etwa eine halbe Stunde Zeit. Wenn Sie wissen wollen, wie man Informationen über die E-Mail-Selbstverteidigung unter die Leute bringt, dann lesen Sie im Abschnitt „Werde aktiv“ nach.
Was soll man statt WhatsApp und Threema nutzen?
„Wie kann ich meine Emails verschlüsseln?“, war eine der am häufigsten gestellten Fragen, die wir in den letzten Monaten erhalten haben. Dank des E-Mail-Selbstverteidigungs-Leitfadens haben wir eine gute Antwort. Eine andere Frage über Verschlüsselung und Privatsphäre war: „Gibt es eine sichere und Freie WhatsApp Alternative?“
WhatsApp ist ein Sofortnachrichtenprogamm für Smartphones. Es erlaubt dem Nutzer, gratis (Text-)Nachrichten zu verschicken. Nachdem WhatsApp kürzlich von Facebook gekauft wurde und in Anbetracht der NSA-Enthüllungen, suchen viele Nutzer von WhatsApp nach sicheren und vertrauenswürdigen Alternativen.
Weil das so viele Leute betrifft, möchten wir von der Free Software Foundation Europe gerne eine Alternative bewerben, die die Freiheit und Privatsphäre der Nutzer respektiert. Daher haben wir beschlossen, Nachforschungen anzustellen und einen Workshop zu WhatsApp-Alternativen an unserem letzten FSFE-Treffen in Essen zu halten. Hannes Hauswedell und Torsten Grote haben die Ergebnisse zusammengefasst.
Etwas gänzlich anderes
- Aktivitäten der regionalen Gruppen: Beim Veganen Sommerfest in Wien, der Veganmania, sowie beim Corso Leopold in München war die FSFE mit professionellen Ständen vertreten. Beim Freie Software Treffen in Athen diskutierte die regionale FSFE Gruppe, wie man sich einen eigenen Heim-Server aufbaut. Nikos Roussos hat das am Beispiel Fedora und Beagle Bone Black dokumentiert. Unsere Frankfurter Freiheitskämpfer haben sich auf das Thema Kryptografie konzentriert und Hugo Roy, der Koordinator der FSFE Gruppe in Paris, hielt einen Vortrag auf der dortigen Ubuntu Party.
- „Freie Software braucht eine starke Gemeinschaft. Wenn es uns nicht gelingt, diejenigen, die bereit sind für Freie Software zu arbeiten, anzusprechen, schießen wir uns selbst in den Fuß.“ schrieb Karsten Gerloff in seinem Blog-Post „Vier soziale Regeln für eine ‚Arschloch-Freie-Zone‘“. Unsere regionalen Gruppenkoordinatoren führten eine ähnliche Diskussion und erstellten einen Verhaltenskodex für FSFE-Diskussionen. Auf dem Pad sind wir an Ihrem Feedback interessiert.
- Die Freie Software Gemeinschaft hat jetzt 33 Unterstützer im Europäischen Parlament. Jeder von ihnen unterschrieb den Free Sofware Pact für die EU-Wahlen , und wir sind uns sicher, dass es Zeiten geben wird, in denen wir sie an ihr Versprechen erinnern und wir sie auffordern werden, unser Anliegen zu unterstützen
- Unser Präsident, Karsten Gerloff, hielt eine Grundsatzrede bei der europäisch-christlichen Internet Konferenz . Im Anschluss an die Rede wurde er von einem Pastor gebeten, dessen Entwurf zur Migration hin zu Freier Software für seine Gemeinde zu kommentieren, was er freilich tat.
- Vom 7. bis 8. Juni organisierte die Fundația Ceata, eine assoziierte Organisation der FSFE, den zweiten Coliberator in Bukarest. Beim ersten Mal hielt der Präsident der FSFE, Karsten Gerloff, eine Rede. Dieses Mal war es Richard Stallman, der Präsident der FSF. Die ersten Mitschnitte der Vorträge sind bereits auf der Webseite der Konferenz veröffentlicht worden.
- Guido Arnold stellt die Nachrichten über Freie Software in der Bildung für Mai 2014 zur Verfügung.
- Öffentliche Verwaltung: Joinup berichtet über die vermehrte Nutzung von Freier Software im Verwaltungsgebiet Greater-London. Das ist bedingt durch die Komplexität von proprietären Softwarelizenzen. Ebenso hat das Gesundheitswesen vom spanischen Extremadura auf Freie Software umgesattelt. Leipzig migrierte bis jetzt 2792 der 4300 Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung auf Apache OpenOffice und LibreOffice. Sie erwarten, dass „sich in den ersten fünf Jahren die Kosten der Umstellung auf Freie Software durch die Einsparung von Kosten für die Mitarbeiterschulungen für neue proprietäre Programme wieder decken.“
- Vom FSFE Planet, der Sammlung von Blogeinträgen zur FSFE:
- Mehr weibliche Sprecher bei der Konferenz sowie Geldautomaten, die mit GNU/Linux laufen. Torsten hielt eine Rede über Free Your Android bei der FISL in Brasilien.
- Unter dem Motto „Deine Daten bei Geheimdiensten“ veranstaltet die Humanistische Union (HU) eine „Blogparade“, indem sie Organisationen darum bat, einen Blogpost beizusteuern. Erik Albers schrieb einen Blogeintrag über „Schutz vor Überwachung durch Verschlüsselung mit Freier Software“.
- Die Randa Treffen, das sind Entwicklertreffen, um KDE zu verbessern, benötigen für dieses Jahr noch Unterstützung. Mario Fux bittet jeden, diese Nachricht zu verbreiten, mitzuhelfen, etwas zu spenden und/oder sie irgendwie zu unterstützen.
- Hugo Roy zählt wenig bekannte, aber fantastische Werkzeuge auf, die er nutzt.
- Bdale Garbee schrieb über TeleGPS, ein einfach zu benutzendes Mini-Board rein zur Positionsbestimmung per GPS.
- Fotografie: Hannes begann damit, ein Foto des Monats zu veröffentlichen, das mit der Freien Software Darktable bearbeitet wurde. Paul Boddie erklärt, wie er die Bildvorschau von digiKam aufgepeppt hat.
- Björn Schießle beschreibt die Integration der ToDo-Listen Software „ToDo.txt“ in Claws Mail.
- Sam Tuke, früherer Mitarbeiter der FSFE, erklärt, wie man mehrere E-Mailkonten mit GNU/Linux automatisch sichert.
Werde aktiv: Verbreiten Sie den E-Mail-Selbstverteidigungs-Leitfaden!
Der Leitfaden der FSF zur E-Mail- Selbstverteidigung und die zugehörige Infografik sind gute Materialien, um Email-Verschlüsselung einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Seit einiger Zeit verschickt die FSFE bereits Informationsmaterial an Aktivisten. Neben grundsätzlichen Informationen über Freie Software, Offene Standards, Digitale Rechte Minderung oder F-Droid möchten wir auch diese Infografik in Zukunft verteilen.
Bevor wir eine größere Auflage drucken und an unsere regionalen Gruppen und andere Aktivisten in Europa schicken, würden wir diese Infografik gerne bei Freunden, Familie und Kollegen testen. Versuchen Sie herauszufinden, ob sie Probleme beim Verständnis einiger Teile haben und nutzen Sie unsere öffentliche Diskussionslisten, sodass wir – zusammen mit unserer Schwesterorganisation – die Grafiken falls nötig entsprechend verbessern können.
Mein Dank geht an alle freiwilligen Helfer,
Fellows und
Spender der FSFE, die unsere Arbeit ermöglichen,
Matthias Kirschner – FSFE