FSFE Newsletter - April 2016
EU-Funkrichtlinie bedroht Software-Freiheit
Wir haben unsere Stellungnahme zur EU-Funkrichtlinie 2014/53/EU (im Mai 2014 verabschiedet) veröffentlicht, die Gerätehersteller zwingt, jedes Gerät auf Konformität zu prüfen. Auf den ersten Blick mag das vernünftig klingen, aber es hat äußerst negative Auswirkungen auf Nutzerrechte und Freie Software, auf faire Konkurrenz, Innovation, auf die Umwelt und auf ehrenamtliche Arbeit, alles ohne im Gegenzug einen großen Sicherheitsgewinn zu bringen. Die Richtlinie muss von den Mitgliedstaaten bis zum 13. Juni 2016 umgesetzt werden. Wir haben mehrere Vorschläge zur Lösung dieses Probleme verfasst.
US-Regierung verlangt die Veröffentlichung von mit öffentlichen Geldern finanzierter Software als Freie Software
Eines unserer Hauptziele für das Jahr 2016 ist es, in der EU darauf zu dringen, sämtliche mit öffentlichen Geldern finanzierte Software als Freie Software zu veröffentlichen. Daher sind wir sehr erfreut zu sehen, dass in den USA konkrete Schritte in diese Richtung unternommen werden. Insbesondere veröffentlichte die US-Regierung Anfang März einen Entwurf einer Richtlinie zum Umgang mit Quellcode, den die Öffentlichkeit bis zum 11. April kommentieren kann. Die Richtlinie sieht vor, dass jede Behörde ihre Individualsoftware als Freie Software veröffentlicht, sodass die Allgemeinheit und andere Behörden sie verwenden, verstehen, verbreiten und verbessern können.
Wir wünschen uns, dass die EU diesem Beispiel folgt und eine ähnliche Richtlinie auf europäischer Ebene verabschiedet. Wenn Sie Kommentare oder andere Rückmeldungen zu der US-Quellcode-Richtlinie haben, schicken Sie diese bitte an unsere englischsprachige Diskussionsliste oder direkt an Matthias Kirschner. Wir möchten Ihre Kommentare in unsere Überlegungen miteinbeziehen, bevor wir mit Europapolitikern über dieses Thema sprechen.
Aus der Community
Björn Schießle schrieb in seinem Blog über eine neue Funktion in ownCloud 9.0, die Federation-App, die es Nutzern leichter macht, ihre verteilten ownCloud-IDs auszutauschen und Daten zwischen ihren ownCloud-Instanzen zu teilen.
Guido Günther veröffentlichte einen Nachtrag zur Kalender-Synchronisation mit Calypso, Syncevolution und einem N900, das mit Maemo läuft.
Was haben wir sonst noch gemacht?
Eines der Gründungsmitglieder der FSFE, Werner Koch, erhielt für sein GnuPG-Projekt den diesjährigen Free-Software-Preis für die Förderung Freier Software. Der Preis für die Förderung Freier Software wird jährlich an eine Person verliehen, die einen großen Beitrag zum Fortschritt und zur Entwicklung Freier Software leistet.
Unser Präsident Matthias Kirschner und der Deutschland-Koordinator Max Mehl hielten Vorträge auf den Chemnitzer Linuxtagen. Die Veranstaltung war ein Erfolg und das meiste Merchandise und Werbematerial verschwand schnell vom Stand, der von Reinhard Müller, Katja Müller, Max Mehl und Fabian Keil betreut wurde.
Unsere ehrenamtlichen Unterstützer in Berlin nahmen an der FSF-Aktion gegen die Vorschläge des W3C für Digitale Rechte-Minderung in den HTML-Standards teil. Digitale Rechte-Minderung in Web-Standards würde es günstiger und politisch akzeptabler machen, Nutzer einzuschränken.
Auf dem CIJ-Logan-Symposium, einer Konferenz, die führende Journalisten, Hacktivisten sowie Rechts- und Sicherheitsexperten zusammenbringt, um die Pressefreiheit und digitale Rechte zu diskutieren, war die FSFE mit einem Stand vertreten. Die Rednerliste auf der CIJ-Veranstaltung umfasste Edward Snowden, der auch bei Libreplanet eine Rede hielt, einer Konferenz für Freie Software, die von der FSF organisiert wird.
Unternimm etwas
An alle großartigen Übersetzer da draußen: Helft uns, unsere Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern, indem ihr die 'Spread the Word'-Seite zum Bestellen von Werbematerial in eure Sprache übersetzt. Aktuell gibt es die Seite auf Englisch, Deutsch, Niederländisch und Albanisch, aber es wäre toll, auch alle anderen Sprachen auf dieser Liste zu haben.
Gute Nachrichten zu Freier Software
Das Indische Patentamt lehnt Software-Patente ab; In überarbeiteten Richtlinien wird klar vorgegeben, dass jedes Patent, das nur aus Software besteht, nach indischem Patentrecht nicht anerkannt wird. Polens neue eGovernment-Strategie empfiehlt die Veröffentlichung von mit öffentlichen Geldern finanzierter Software für ein neues amtliches Verzeichnis unter einer Lizenz für Freie Software. Schweden hat die Liste von 'Open IT standards' überarbeitet, die bei Ausschreibungen für Software und verwandte Dienstleistungen als verpflichtender Bestandteil eingesetzt werden kann. Um es auf die Liste zu schaffen, müssen Standards frei und öffentlich entwickelt werden, dürfen die Wiederverwendung des Standards nicht einschränken und Patente, die zum Einsatz des Standards erforderlich sind, müssen frei verfügbar gemacht werden.
Danke an alle Freiwilligen , Fellows und Unternehmensspender, die unsere Arbeit ermöglichen,
Ihre Autoren Polina Malaja und Jonas Öberg, FSFE