FSFE-Newsletter - Juli 2016
EIF v. 3: Die EU bremst mit nachteiligen Lizenzbedingungen ihr eigenes Ziel der Förderung besserer Interoperabilität
Die FSFE gab der Europäischen Kommission Rückmeldung zur andauernden Überarbeitung des Europäischen Interoperabilitätsrahmens (European Interoperability Framework - EIF). Der EIF soll Interoperabilität im staatlichen Sektor der EU fördern und seit 2004 wird die dritte Fassung erstellt. Während der Entwurf Freien Standards den Vorzug bei öffentlichen Diensten gibt, fördert er nachteilige, sogenannte "faire, vernünftige und diskriminierungsfreie" (FRAND - "fair, resonable and non-discriminatory") Lizenzbedingungen für Standards. In der Praxis sind diese Bedingungen hochgradig wettbewerbsschädlich und ungeeignet, nicht nur für Freie Software, sondern für den gesamten Softwaresektor. Außerdem ignoriert der Entwurf das bewährte Zusammenspiel zwischen Interoperabilität und Freier Software: Viele nationale Rahmenwerke verlangen ausdrücklich, dass ihre nationalen Dienste auf Freier Software aufbauen. Wir baten die Europäische Kimmission darum, zu dieser und zu anderen Schwächen Stellung zu nehmen und darum, Interoperabilität effektiv zu sichern
.FSFE-Summit - Anmeldung und Teilnahme
Vom 2. bis 4. September findet der erste FSFE-Summit statt. Es handelt sich dabei um die Hauptveranstaltung der FSFE, die Mitglieder und Unterstützer aus ganz Europa zusammenbringen soll. In den vergangenen Wochen investierte unser großartiges Summit-Team seine Online-Zeit, Kaffeepausen und sogar Tagträume, um eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, bei der sich ein Besuch lohnt und die die offizielle Feier zum 15-jährigen Jubiläum der FSFE sein wird. Der Summit ist eine europaweite Veranstaltung für die Community, für alte Hasen und Neuzugänge, und sie findet im Herzen Berlins statt. Jeder Tag ist einem Thema gewidmet, aber alle drehen sich um Technik, Freiheit und Gesellschaft. Und zu guter letzt gibt es abends ein geselliges Beisammensein, bei dem die Community zusammenkommen und Ideen sowie Pläne für weitere Aktivitäten austauschen kann.
Die Anmeldung für den FSFE-Summit ist jetzt offiziell eröffnet.. Zusätzlich gibt es auf der gleichen Seite alle wichtigen Informationen zur Teilnahme. Es lohnt sich, sich gleich anzumelden, denn die Karten sind irgendwann ausverkauft.
Noch ein Hinweis: Unser Summit-Team arbeitet hart daran, ein aufregendes und ausgewogenes Programm mit Beiträgen aus der Community auf die Beine zu stellen, das in den kommenden Wochen bekanntgegeben wird.
Aus der Community
Angesichts der Nachrichten über Verschlüsselung in beliebten Chat-Anwendungen beschreibt Hannes Hauswedell wichtige Aspekte bei der Privatsphäre im Hinblick auf Kommunikation und gibt einige Beispiele für neue Anwendungen und länger bestehende Projekte, die Privatsphäre auf verschiedenen Ebenen beachten. Neben der Verschlüsselung brauchen wir laut Hannes Freie Software, Gerätehoheit und förderierte Netze, um unsere Privatsphäre zu sichern. Framasoft übersetzte den Blogeintrag auf Französisch.
Björn Schießle bloggt über die Geschichte und Zukunft von Cloud-Föderation wobei er das Konzept hinter dem Server-zu-Server-Austausch in Owncloud/Nextcloud und die Entwicklung der förderierten Cloud-ID erklärt, die aussieht wie eine E-Mail-Adresse. Genau wie bei E-Mails bezeichnet die föderierte Cloud-ID einen Benutzer auf einem bestimmten Server.
Torsten Grote, Teil der Mitgliederversammlung, schreibt über die zunehmende Unfreiheit bei Android, wie sie andere Android-Versionen lähmt und sie zunehmend nutzlos macht. Torsten ist aber auch der Ansicht, dass selbst eingeschränkte Android-Versionen noch eine wichtige Grundlage für die Community sind, die damit die Freiheit der Menschen vergrößern kann.
Daniel Pocock schreibt über WebRTC und Kommunikationsprojekte im Rahmen von Googles Summer of Code, die unter der Schirmherrschaft Debians stehen. Er gibt einen Überblick über WebRTC-Plugins für beliebte CMS und Web-Frameworks, echte Peer-to-Peer-Alternativen, sowie über das Freedesktop-Framework Telepathy.
Erik Albers schreibt darüber, wie EU-Minister kürzlich die Gelegenheit verpasst haben, Freie Software zu einem zentralen Bestandteil der Open-Access-Strategie der EU zu machen und er erklärt warumes keine Freie Wissenschaft ohne Freie Standards und Freie Software geben kann.
Björn Schießle schreibt zum Thema "Freiheit für wen?", wo er Probleme mit Contributor License Agreements (CLA) für die Community um Freie Software beschreibt und erklärt wie Unternehmen und die Community davon profitieren können, komplette Lösungen als Freie Software zu erstellen.
Was haben wir sonst noch gemacht?
Erik Albers, Leiter des Summit-Teams, bloggte im letzten Monat mehrmals über die Organisation des ersten FSFE-Summits. Er gibt einen Einblick in das Thema PR, erklärt die Entstehung des Logos, er schreibt über das Summit-Kommittee und über die Anmeldung und das Team dahinter.
Die FSFE unterstützte die Gründung der Software Heritage Initiative, einem Archiv des Codes Freier Software. Die Initiative sammelt Programme, Anwendungen und Codeschnipsel, die unter Freien Lizenzen stehen, aus einer großen Anzahl aktiver und inaktiver Quellen mit dem Ziel den Code davor zu bewahren, in Vergessenheit zu geraten.
In der Vergangenheit hatten wir die Idee nationale Unterorganisationen der FSFE zu gründen, aber es stellte sich heraus, dass dies unnötig ist. Matthias Kirschner teilte nun mit, dass der Verein FSFE Chapter Germany e.V. offiziell aufgelöst ist.
Die FSFE reichte ihre Bedenken zu den schädlichen FRAND-Bedinungen in den Standardisierungsplänen der EU beim Vize-Präsidenten des Digitalen Binnenmarkts, Andrus Ansip, sowie den Kommissionsmitgliedern Elżbieta Bieńkowska, Günther Oettinger und Margrethe Vestager ein.
Wir traten der Initiative Transparente Zivilgesellschaft bei, was nun in einem neuen Abschnitt auf unserer Seite über die FSFE ersichtlich ist: Unsere Transparenzerklärung führt alle Informationen auf, die nötig sind, um Teil der Initiative zu sein.
Die FSFE Österreich war mit Ständen auf der Veganmania in Wien, dem Fair Planet 2016 in Linz und bei den Linuxwochen Linz 2016 vertreten.
Der Vize-Präsident der FSFE, Alessandro Rubini, half dabei, die italienische Konferenz für Freie Software, Confsl 2016 zu organisieren und vertrat die FSFE dort mit einem Vortrag.
Die FSFE-Gruppe München war auf dem ersten Corso Leopold 2016 mit einem Stand vertreten.
Die "FreieSoftwareOG" war mit einem FSFE-Stand in Offenburg.
Unternimm etwas!
Hol dir jetzt deine Karte für den ersten FSFE-Summit vom 2. bis 4. September!
Außerdem kannst du uns helfen, den Summit zu bewerben, zum Beispiel auf deiner Lieblings-Mailingliste, auf deinem Blog, in sozialen Medien oder indem du mit deinen Nachbarn darüber sprichst.
Gute Nachrichten zu Freier Software
April teilt uns Neuigkeiten mit über Ihre Kampagne zum französischen Gesetz für eine Digital-Republik, in dem das französische Parlament Freie Software priorisiert. Während der rechtliche Rahmen in Frankreich allgemein nur kleine Fortschritte in Bezug auf die Förderung Freier Software macht, werden bis Ende 2018fast 70% der Workstations in der französichen Stadt Fontaine mit GNU/Linux laufen. Bulgarien ist dagegen aktuell der Vorzeigestaat wenn es um Richtlinien zu Freier Software geht, denn Bulgarien verabschiedete ein Gesetz, das vorschreibt, dass alle Software, die für die Regierung entwickelt wird, Freie Software sein und in einem öffentlichen Code-Repository entwickelt werden muss. Andalusien folgt auch dem Trend und gab bekannt, dass die Finanzierung zweier Schlüsselprojekte Freier Software in der Region, GECOS und Guadalinux, fortgesetzt wird. Hochschulen in Europa entwickeln Kurse, die Studenten darin schulen, Unternehmen dabei zu helfen, "Cloud"-Dienstleistungen auf Basis Freier Software zu wählen und einzusetzen.
Danke an alle Ehrenamtlichen , Fellows und Unternehmensspender, die unsere Arbeit ermöglichen.
Ihre Autoren Cellini, Polina und Erik, FSFE