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FSFE-Newsletter – November 2010

Diese Ausgabe erläutert, wie wir dem Lobbyismus von proprietären Organisationen auf europäischer Ebene begegnen, was wir auf Ebene der Vereinten Nationen tun, um mehr Leute über die Gefahren von Software-Patenten zu informieren, was wir unternehmen, um Werbung für unfreie Software von Webseiten öffentlicher Einrichtungen zu entfernen, und was Sie unternehmen können, um die gegenwärtige Situation zu verändern.

Des Weiteren wurde die Document Foundation gegründet, die sich um die Entwicklung von Libre Office kümmern wird. Mehr und mehr Organisationen lenken die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Ausgaben der Regierungen für unfreie Software, so zum Beispiel die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit in der Schweiz und unsere assoziierte Organisation ANSOL in Portugal (portugiesisch). Die österreichischen Fellows haben die politischen Parteien in Wien zu ihrer Einstellung zu Freie-Software-Themen befragt, die Fellowship-Interviews wurden mit einem neuen Interview mit Leena Simon wiederaufgenommen, Karsten hielt einen Vortrag auf der Tedx über „Macht und Freiheit“, der aufgezeichnet wurde (bittorrent, englisch), und ich (Matthias) habe die Hörer von Dradio Wissen über Freie-Software-Lizenzen informiert.

Fakten gegen die Fiktionen der BSA über Offene Standards

Offene Standards sind in Brüssel immer ein heißes Thema. Wo Offene Standards verwendet werden, fühlt sich Freie Software zu Hause. Darum drängen wir bei den Richtlinien und Empfehlungen der Europäischen Kommission für öffentliche Einrichtungen in Europa auf Offene Standards. Beispielsweise dokumentieren wir die Änderungen der neuen Interoperabilitätsempfehlungen der EU (European Interoperability Framework), wir veröffentlichen Analysen und wir bringen mit dem Document Freedom Day das Thema einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein.

Aber nicht jeder da draußen mag Offene Standards. Die Business Software Alliance (BSA), eine Lobbyistengruppe für proprietäre Software, übt auf die Europäische Kommission Druck aus, aus der aktuellen Version des European Interoperability Framework (EIF) auch noch die letzten Reste einer Unterstützung Offener Standards zu entfernen.

Wir erhielten die Kopie eines Briefs, den die BSA an die Europäische Kommission schickte. Wir haben ihre Argumente analysiert und dargelegt, warum ihre Behauptungen falsch sind und warum Offene Standards eine wesentliche Voraussetzung für Interoperabilität und Wettbewerb im europäischen Software-Markt sind. Kurz gesagt haben wir die folgenden Punkte behandelt:

Wir schickten einen Brief mit diesen Argumenten an die Europäische Kommission, um Offene Standards und Interoperabilität zu unterstützen, und informierten die Presse darüber. Obwohl es sich um ein ziemlich komplexes Thema handelt, haben mehrere Medien darüber berichtet. Der Artikel von Glyn Moody mit dem Titel „A (Final) Few Words on FRAND Licensing“ (englisch) könnte Sie besonders interessieren.

WIPO – Gegen Software-Patente in der WIPO kämpfen

Aber warum warten, bis wir uns mit Themen auf der europäischen Ebene befassen müssen? Wir bemühen uns immer, das Übel an der Wurzel zu packen, daher arbeiten wir in einigen Komitees der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) mit. Vom 11. bis 15. Oktober hielt das „Standing Committee on the Law of Patents (SCP)“ (Ständiges Komitee zur Patentgesetzgebung) der WIPO seine 15. Sitzung ab. Wir beteiligen uns dort, weil das Komitee Fragen zu Patenten und Standards diskutiert.

Unsere Hauptziele im Komitee sind, die Mitgliedstaaten der WIPO und die WIPO-Mitarbeiter zu überzeugen, dass Software nicht patentierbar sein sollte, ihnen die Beziehung zwischen Standards und Patenten zu erläutern und Sie verstehen zu lassen, wie Richtlinien aussehen sollten, so dass ihre Länder den größtmöglichen Nutzen aus Freier Software ziehen können.

In unserer wichtigsten Stellungnahme „Stellungnahme zum Verhältnis zwischen Standards und Patenten in der WIPO SCP/15“ erklären wir, warum Software-Standards in jeder Software und jedem Geschäftsmodell implementierbar sein müssen. Wir argumentierten, dass, wenn Patente in Software-Standards aufgenommen werden, sie so lizenziert werden müssen, dass ihre Implementierung in keiner Weise eingeschränkt wird. Neben der Abwesenheit von jeder anderen Beschränkung bedeutet dies die gebührenfreie Lizenzierung an alle Implementierer des Standards.

PDFreaders: 2162 öffentliche Websites machen Werbung für unfreie Software

Ein Monat, eine Kampagne, ein Ziel: die Werbung für unfreie Software von den Webseiten öffentlicher Einrichtungen zu beseitigen. In vier Wochen haben wir Meldungen über 2162 europäische Einrichtungen erhalten, die Werbung für unfreie PDF-Betrachter machen. Neben den 305 Aktivisten, die sich an der Suche beteiligten, haben 1500 Einzelpersonen, 46 Unternehmen und 38 Organisationen unsere Petition für die Entfernung von Werbung für unfreie Software auf den Webseiten der öffentlichen Verwaltungen unterzeichnet. Jetzt, da die Suche vorüber ist, ist es an der Zeit, den Betreibern der Websites hinterher zu jagen, die ihre Besucher dazu auffordern, ihre Freiheit in Gefahr zu bringen. Es ist Zeit die Werbelinks zu beseitigen!

Hochmotivierte Freiwillige haben das Internet nach Webseiten öffentlicher Einrichtungen abgesucht, auf denen Werbung für unfreie Software enthalten ist, und 2162 Einrichtungen gemeldet. Einige Teilnehmer, wie Massimo Barbieri und Lucas Bickel haben jeweils mehr als 350 gemeldet! Alessandro Albini, Rainer Schmitz und Pavel Kharitonov haben ebenfalls mit jeweils rund 50 gemeldeten Einrichtungen einen bemerkenswerten Beitrag geliefert.

Aber wir werden es nicht bei einer Liste von Einrichtungen belassen. In den kommenden Wochen werden wir Briefe an die Einrichtungen schicken, um sie auf ihre unfaire Werbung hinzuweisen. Im Namen der Unterzeichner der Petition werden wir die Einrichtungen auffordern, entweder jede Empfehlung für unfreie Software von ihren Webseiten zu entfernen, oder eine Auswahl mehrerer Programme anzubieten.

Wo auch immer Sie sind, wie viel Zeit auch immer Sie erübrigen können, können Sie bei der Beseitigung von Werbung für unfreie Software von Webseiten öffentlicher Einrichtungen mithelfen. Die erstaunliche Arbeit, die die Teilnehmer der Suche und unsere Übersetzer geleistet haben, hat eine solide Grundlage für die nächste Phase gelegt. Jetzt hängt es von Ihnen ab, uns dabei zu unterstützen, die Dinge in Bewegung zu bringen. Sie können die gegenwärtige Situation verändern! Helfen Sie uns, indem Sie den Brief in fehlende Sprachen übersetzen oder indem Sie an die PDFreaders-Kampagne spenden, um die 1600 EUR für Porto und zusätzlichen Verwaltungskosten zu finanzieren, um diese Nachricht in ganz Europa zu verbreiten. Helfen Sie uns, die Werbelinks zu beseitigen!

Ich hoffe, wir sehen uns auf der FSCONS,
Matthias Kirschner – FSFE

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