FSFE Newsletter – Dezember 2014
Mehr Forderungen an EU-Institutionen
Die neue Europäische Kommission stellt zur Zeit die Weichen für den politischen Kurs der nächsten fünf Jahre. Die FSFE ist in regem Kontakt mit den Verantwortlichen in der Kommission, die jetzt offene Türen für Freie Software in Brüssel sehen. Wir wollen diese Dynamik nutzen, um Veränderungen in der öffentlichen Beschaffung und Auftragsvergabe, Standardisierungen und Gerätehoheit zu bewirken. Deshalb hat unser Präsident Karsten Gerloff an einigen Treffen teilgenommen.
Im November hat das Europäische Parlament (EP) eine Konferenz organisiert, um Parlamentarier über die ihnen zur Verfügung stehenden IT-Dienste zu informieren. Das war der Auftakt für eine Podiumsdiskussion, moderiert von Adina Valean, der neuen Vizepräsidentin des EP und Verantwortlichen der IuK, und unter Mithilfe von Giancarlo Cillela, dem Direktor der IT-Abteilung des EP. Nach der Podiumsdiskussion hatte Karsten die Möglichkeit, einige kurze Anmerkungen zu Live-Streams der EU-Institutionen, DebianParl, und Anbieter Lock-In zu geben.
Anfang Dezember war Karsten nochmals im Parlament, dieses Mal bei einem Workshop über „Offene Standards für IuK-Auftragsvergabe“. Das Wertvolle dieser Veranstaltungen lag, wie so oft, in der Anwesenheit derjenigen, die daran teilgenommen haben. Der Workshop bot der kleinen Gemeinschaft, die sich der Förderung von Freier Software und Offenen Standards in der öffentlichen Beschaffung verschieben hat, die Gelegenheit, sich zu treffen und Neuigkeiten auszutauschen. Dadurch können wir zukünftig mit ihnen zusammen an positiven Veränderungen arbeiten.
Es gibt keine Cloud, nur die Computer anderer Leute
Eine andere Veranstaltung, bei der Karsten teilgenommen hat, war die Präsentation des Berichts über „Cloud“-Computing und Interoperabilität von der in Brüssel ansässigen Lobbyorganisation ECIS. Karsten dokumentierte das Treffen in seinem Blogartikel „Einige absolut logische Empfehlungen zu Cloud-Computing“.
Nur einige Tage später kam unser neuer „There is no cloud just other people's computers“-Sticker in unserem Büro an. Wir haben sehr viel positive Rückmeldungen über die Sticker bekommen und haben sie nun unseren Infopaketen beigefügt. Wir planen gerade, mehr Fanartikel mit diesem Slogan bereits an unserem Stand bei der FOSDEM vom 31. Januar bis zum 1. Februar 2014 anbieten zu können.
Fortschritt mit dem „E-Mail-Selbstverteidigungs“-Flugblatt
Neben den neuen Aufkleber können Sie jetzt auch unser neues Flugblatt bestellen, um den „E-Mail-Selbstverteigungs“-Leitfaden unserer Schwesterorganisation zu empfehlen. Ursprünglich haben wir dieses Flugblatt für die jährliche im September stattfindende „Freiheit statt Angst“-Demonstration in Berlin erstellt. Anschließend haben freiwillige Helfer aus ganz Deutschland dieses Flugblatt bestellt und es verteilt. Zum Beispiel hat ein Kino ein Exemplar zu jeder verkauften Eintrittskarte zum Film „Citizen Four“, der Dokumentation über Edward Snowden, beigelegt. Inzwischen mussten wir schon drei mal neue Flugblätter bestellen. Und seit Ende November verschicken wir eine englischsprachige Version an Unterstützer Freier Software in ganz Europa.
In den nächsten Wochen werden unsere Übersetzer und Designer die chinesische, niederländische, französische, griechische und spanische Version fertigstellen. Für 2015 wollen wir es unseren örtlichen Helfern und Unterstützern ermöglichen, diese und anderes Infomaterial in Bibliotheken, Schulen, Kinos, Unternehmen, Restaurants und Cafés, Geschäften und anderen Orten zu verteilen.
Übersetzer der FSFE: Sie sind einfach großartig
Das bringt uns zu einem dringend notwendigen Dankeschön. In den letzten 12 Monaten haben wir den Newsletter monatlich veröffentlicht. Zwei der Ausgaben wurden von unserem Ehrenamtlichen Heiki „Repentinus“ Ojasild geschrieben, damit Ihr Verfasser seinen Urlaub genießen konnte. Unser Newsletter war durchschnittlich in 6 Sprachen verfügbar (minimum 4 und maximal 9 Sprachen). Wir hatten Newsletter auf albanisch, deutsch, englisch, französisch, griechisch, italienisch, niederländisch, portugiesisch, rumänisch, serbisch und spanisch.
Ihr Verfasser ist stolz, mit einem Team solch engagierter Freiwilliger zu arbeiten. Sie übersetzen die Newsletter, die oben genannten Flugblätter und weitere FSFE-Nachrichten. Sie ermöglichen es mehr Leuten weltweit, sich über Freie Software in ihrer Muttersprache zu informieren und sind deswegen ein essentieller Teil der FSFE. Daher möchte Ihr Verfasser dem wachsenden Übersetzerteam herzlichst für diese wichtige Arbeit danken.
Etwas gänzlich anderes
- Das Jahr ist schon fast vorbei. Zeit für Jahresberichte. Unser Präsident veröffentlichte einen Rückblick über die Dinge, die wir im Jahr 2014 erreicht haben. Darunter auch unsere Arbeit in den Bereichen „Öffentliche Beschaffung und Auftragsvergabe“, dem „Freie Software Pakt“ und „Routerzwang“. Wir haben unser Informationsmaterial verbessert und über „Trusted Computing“ und „Secure Boot“ berichtet, den Document Freedom Day organisiert, Rechtsfragen beantwortet und bei Veranstaltungen wie Workshops, Podiumsdiskussionen und Infoständen teilgenommen.
- Im letzten Newsletter haben wir Sie darum gebeten, bei der „FixMyDocuments“-Kampagne zu helfen. Mit der erhaltenen Unterstützung haben wir jetzt eine Liste mit über 15.000 bearbeitbaren Dokumenten, die von den europäischen Institutionen veröffentlicht werden, aber nicht im offenen Open Document-Format vorliegen.
- WhatsApp adaptierte eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselungsmethode, die für die Freie Software-App TextSecure entwickelt wird. Torsten Grote erläutert, was das für Freie Software bedeutet.
- Lokale Ereignisse: Die FSFE war mit einem Infostand bei der T-Dose in den Niederlanden vertreten. Unsere niederländischen Fellows organisierten gemeinsam den Stand. Kevin Keijzer hielt einen Vortrag über die „Diskriminierung von Freier Software (und Nutzern) in der Bildung“. Maurice Verheesen sprach über die „Digitale Hoheit für Europa“ und Felix Stegerman referierte über die Möglichkeiten und Gefahren des „Internets der Dinge“. Unsere Gruppe in Berlin organisierte einen Infostand bei der FiFFkon an der Technischen Universität Berlin.
- Guido Arnold veröffentlichte eine Zusammenfassung über die Geschehnisse in den Bildungssektoren in ganz Europa im Oktober.
- Der französische Fellow Alexandre Keledjian veröffentlichte mit F-Droid-Web eine einfache und leichtgewichtige Weboberfläche für den F-Droid-Server. Damit kann man ganz einfach neue Softwarepaketquellen über einen QR-Code zum eigenen Mobiltelefon hinzufügen. Ausserdem kann man den F-Droid-Katalog nach Name, Kategorie, Kurzfassung, Lizenz und Beschreibung durchsuchen.
- Vom FSFE Planet, der Sammlung von Blogeinträgen zur FSFE:
- Mirko Böhm, FSFE Fellow und KDE-Community-Mitglied, schrieb über Gründe, warum man die Arbeit der FSFE unterstützen sollte. In seinen Worten sind das: Die Freiheiten, Software zu nutzen, zu studieren, zu teilen und zu verbessern, zu schützen, zu erklären und zu organisieren.
- Daniel Pocock stellt die Vorstellungen von Sicherheit, die Amnesty International den Opfern von Spionageversuchen gibt, infrage. In seinem Blogbeitrag stellt er auch eine Briefvorlage bereit, die man an Amnesty schicken kann.
- „EOMA68“ ist ein Offener Standard für Elektronikschnittstellen, der entworfen wurde, um die Entwicklung von Kleincomputern zu unterstützen. Nico Rikken berichtete darüber, warum EOMA68 Freie Software und Freie Hardware vorantreiben wird.
- Mario Fux erklärt, wie man bei KDE mitwirken kann, ohne Softwareentwickler sein zu müssen.
- Davon abgesehen hatten wir noch einige technische Anleitungen in unserer Sammlung. Darunter: Kevin Keijzer, der von seinen Erfahrungen, Ubuntu ohne proprietäre Software zu installieren, berichtet.
- Hannes Hauswedell, der darüber schreibt, wie man die tägliche Mail von Cron in FreeBSD verschlüsselt. Seine Anleitung bezieht sich zwar auf FreeBSD. Er ist sich jedoch „sicher, dass alle GNUsers die nötigen Änderungen selbst durchführen können.“
- Mirko Böhm, der beschreibt, wie man eine Gaming-Maus unter GNU/Linux so konfiguriert, dass man mit dem Computer arbeiten und spielen kann.
- Und Max Mehl, der jetzt seine eigene Git-Instanz (ein dezentrales Versionskontrollsystem) hat, die unter anderem ein Skript zum Löschen aller Metadaten von PDF-Dateien in einem Verzeichnis enthält.
Werde aktiv: Erhalten Sie eine Smartcard und unterstützen Sie uns
Nächstes Jahr wird sich die FSFE stärker denn je darum bemühen, Software-Freiheit in unserer Gesellschaft zu verankern. Um unsere politische Arbeit auszubauen und noch mehr Menschen Freie Software näher zu bringen, und unsere weiteren Aufgaben zu bewerkstelligen, benötigen wir noch 190.000€ für das Jahr 2015.
Für Einzelpersonen ist die beste Möglichkeit, die Arbeit der FSFE zu unterstützen, ein Fördermitglied (Fellow) der FSFE zu werden. Alle Fellowship-Spenden kommen direkt unserer Arbeit für eine freie Gesellschaft zugute.
Fellows erhalten eine Smartcard nach dem neuesten Stand der Technik, mit der man zusammen mit der Freien GnuPG-Verschlüsselungssoftware E-Mails verschlüsseln und signieren, um sich von einem potentiell unsicheren Computer an einem anderen per SSH anzumelden, oder die Schlüssel zur Festplattenverschlüsselung des Nutzers speichern kann. Wenn der Schlüssel nur auf der Karte gespeichert wird, ist es nahezu unmöglich, ihn zu stehlen.
Mein Dank geht an alle freiwilligen Helfer,
Fellows und
Spender der FSFE, die unsere Arbeit ermöglichen,
Matthias Kirschner – FSFE